Salesforce hat das vergangene Geschäftsquartal mit einem deutlichen Umsatzplus abgeschlossen. Der Erlös stieg im ersten Geschäftsquartal bis Ende April im Jahresvergleich um elf Prozent auf 8,25 Milliarden Dollar (7,72 Mrd Euro), wie Salesforce mitteilte. Unterm Strich sprang der Gewinn von 28 Millionen auf 199 Millionen Dollar nach oben.Und dennoch geht die Aktie in die Knie…
Salesforce übertraf die Erwartungen von Analysten beim Umsatz und beim bereinigten Gewinn je Aktie. Zugleich hob das Management seine Margenprognose für das laufende Geschäftsjahr bis Ende Januar 2024 an: So sollen statt 27 Prozent nun etwa 28 Prozent des Umsatzes als bereinigter operativer Gewinn übrigbleiben. Der Erlös soll weiterhin um rund 10 Prozent auf 34,5 bis 34,7 Milliarden Dollar steigen.
Für die Salesforce-Aktie geht es am Donnerstag dennoch abwärts. So lagen die Kosten des Unternehmens im vergangenen Quartal höher, als Analysten erwartet hatten.
Kirk Materne, Analyst bei Evercore ISI, sprach von einem "soliden Quartal" des US-Konzerns. Umsatz und Ergebnis je Aktie seien besser ausgefallen als am Markt erwartet. Positiv sei außerdem, dass das Ziel für die operative Marge für das laufende Geschäftsjahr aktualisiert worden sei und nun über seiner und der Marktschätzung liege. Dies zeige, "dass es nach wie vor einen klaren Fokus darauf gibt, die Profitabilität weiter zu steigern", resümierte er. Zudem nannte es Materne klug von Salesforce, angesichts des unsicheren gesamtwirtschaftlichen Umfeldes im Hinblick auf die zweite Jahreshälfte konservativ geblieben zu sein, also vorsichtig, was die Jahresziele betrifft.
Gemessen an den sehr hohen Erwartungen habe der Softwarekonzern zwar maue Ergebnisse abgeliefert und sei auch mit seinem Wachstumsausblick etwas hinter der durchschnittlichen Markterwartung zurückgeblieben, schrieb RBC-Analyst Rishi Jaluria. Die erzielten und prognostizierten Margen von Salesforce indes seien solide, zumal das starke Wachstum im vorherigen Quartal schwer zu übertreffen gewesen sei. Er bekräftigte daher sein positives Anlageurteil "Outperform" und hob zudem das Kursziel wegen der insgesamt im Quartalsverlauf gestiegenen Branchenbewertung von 225 auf 240 Dollar an.
Die Analysten von Goldman Sachs und JPMorgan sehen zudem einen möglichen künftigen Schub für Salesforce durch Künstliche Intelligenz (KI). "Generative KI kann als Beschleuniger dienen", wobei Salesforce gut positioniert sei, um Neues zu entwickeln und aus seinen Innovationen Kapital zu schlagen, schrieb Goldman-Analyst Kash Rangan. Produktankündigungen auf dem KI-Tag im Juni könnten ihm zufolge eine Basis für verbesserte Wachstumsaussichten schaffen.
Dass sich die Aktie an diesem Donnerstag trotz allem schwach zeigte, erstaunte viele Experten dennoch nicht. Nach dem enormen Kursanstieg seit Jahresbeginn und dem starken Quartalsbericht wundere es nicht, dass die Wachstumsaussagen und die Beibehaltung der Umsatzprognose für das laufende Geschäftsjahr belasteten, erklärte Evercore-ISI-Analyst Materne.
So hatte die Salesforce-Aktie in diesem Jahr in der Spitze um fast 70 Prozent zugelegt. Aktuell steht noch ein Plus von 60 Prozent zu Buche. Aus Sicht von Mark Murphy, Analyst bei JPMorgan, ist dieser starke Kurssprung vor dem Hintergrund des aktuell schwierigen Nachfrage-Umfeldes wohl so zu sehen, dass die Erwartungen der Anleger mit Blick auf das Umsatzwachstum von Salesforce der Realität vorausgeeilt seien. Dennoch: Für DER AKTIONÄR bleibt die Aktie von Salesforce ein aussichtsreiches Investment.