Am morgigen Mittwoch, 12. Mai, präsentiert der Versorger RWE seine Zahlen zum abgelaufenen Quartal. Nachdem in den vergangenen Wochen die Impulse gefehlt haben, könnte eine positive Überraschung dem DAX-Titel endlich wieder Schwung verleihen. DER AKTIONÄR zeigt, womit Anleger rechnen müssen.
Das Jahr hat für RWE mit dem schweren Wintereinbruch in den USA holprig begonnen, das erste Quartal dürfte somit etwas schwächer ausgefallen sein. Der im April ausgeschiedene Konzern-Chef Rolf Martin Schmitz war im März von Belastungen von mehr als 400 Millionen Euro ausgegangen, die die Winterstürme vor allem im US-Bundesstaat Texas verursacht haben. Für das Gesamtjahr rechnet der Vorstand deshalb mit einem bereinigten Nettoergebnis zwischen 750 Millionen Euro und 1,1 Milliarden Euro. Das wäre weniger als im Corona-Jahr mit 1,2 Milliarden Euro.
Wegen Vereisungen und Netzproblemen war in Texas ein Teil der Windkraftanlagen vor Ort außer Betrieb. Dazu wirkte sich das extreme Wetter auf die Strompreise aus. Da RWE einen Teil der Produktion aus den Windkraftanlagen bereits verkauft hatte, musste der Konzern nun „zu außergewöhnlich hohen Preisen“ Strommengen zukaufen, um seine Lieferverpflichtungen zu erfüllen. Die hohe Nachfrage in Kombination mit der geringen Produktion hatte die Preise steigen lassen.
RWE stellte für das bereinigte EBITDA 2021 einen Rückgang auf 2,65 bis 3,05 Milliarden Euro in Aussicht. Beim bereinigten EBIT geht das Management von 1,15 bis 1,55 Milliarden Euro aus.
Die Dividende will der Konzern wegen der guten Finanzlage im laufenden Jahr allerdings erhöhen: Die Aktionäre sollen für 2021 je Aktie 90 Cent und damit etwas mehr als zuletzt erhalten. Die Finanzlage habe sich 2020 weiter verbessert, hatte Markus Krebber im März noch als Finanzchef erklärt. Nun tritt er die Nachfolge von Schmitz als neuer Konzern-Chef an. Die Zahlen zum ersten Quartal am Mittwoch sind damit sein Debüt. Schmitz hatte im Februar bereits erklärt, bei Krebber wisse er RWE in guten Händen: „Der Kernenergieausstieg ist verarbeitet, der Kohleausstieg in trockenen Tüchern, die Finanzlage solide – und RWE hat mit den erneuerbaren Energien wieder eine Perspektive.“
Das erwarten die Analysten
Die Deutsche Bank geht davon aus, dass RWE wegen des Kälteeinbruchs in Texas ein schwieriges erstes Quartal hinter sich haben dürfte. Deswegen und wegen höherer Steuerzahlungen in Großbritannien hat die Schweizer Bank Credit Suisse Anfang Mai auch ihre Gewinnschätzungen für den Energiekonzern gesenkt. RWE bleibe aber ihr favorisierter europäischer Versorger im Bereich Windenergie, schrieb Analystin Wanda Serwinowska.
Die US-Investmentbank Goldman Sachs geht in den ersten drei Monaten konkret von einem bereinigten EBITDA von 868 Millionen Euro aus und erwartet ein bereinigtes Nettoergebnis in Höhe von 354 Millionen Euro. Beide Schätzungen liegen damit deutlich unter den Vorjahreswerten. Neben dem Winterwetter in den USA dürften unter anderem auch höhere Investitionen die Kennziffern beeinflussen, schrieb Analyst Alberto Gandolfi in einer am Dienstag vorliegenden Studie.
Die Zahlen versprechen Spannung. Gelingt eine positive Überraschung, könnte die RWE-Aktie wieder Fahrt aufnehmen. Langfristig stimmen die Aussichten. Anleger sollten aber den Stopp bei 29,80 Euro beachten.
Mit Material von dpa-AFX