Im schwachen Gesamtmarkt kam auch die RWE-Aktie zuletzt unter Druck. Als traditionell defensiver Wert konnte der Versorger die Verluste bislang allerdings in Grenzen halten. An der wichtigen 34-Euro-Marke stellt sich nun die Frage, ob ein weiterer Abverkauf droht oder ob die Aktie nun wieder Anlauf auf das Mehrjahreshoch bei 38,65 Euro nimmt.
Für RBC-Analyst John Musk ist die Sache klar. RWE ist für ihn eine der günstigsten Möglichkeiten, um vom globalen Wachstumspotenzial der erneuerbaren Energien zu profitieren. Wegen leicht höherer Entwicklungskosten der steigenden Inflation als Belastung senkte Musk das Kursziel zwar von 48,00 auf 46,50 Euro. Angesichts eines Potenzials von rund 35 Prozent bestätigte er die Einstufung aber auf „Outperform“.
Während viele Versorger mit den hohen Preisen derzeit zu kämpfen haben, sieht sich RWE hier gut gerüstet. Neben dem Ausbau der Erneuerbaren Energien steht deshalb vor allem die Zukunft des Kohlegeschäfts im Fokus. Immer lauter werden die Forderungen nach einer Abspaltung, bislang will das Management davon nichts hören. Bei einer Trennung würde man auf mögliche weitere Entschädigungen bei einem schnelleren Kohle-Aus verzichten, zudem ist dies rechtlich angesichts der Verpflichtungen nicht einfach – jedoch dürfte ein reiner Green-Tech-Konzern an der Börse deutlich höhere Bewertungsmultiple erfahren und könnte die neue Strategie glaubwürdiger vermitteln.
Die Bewertung von RWE ist angesichts der guten Aussichten und der Neuausrichtung weiter zu niedrig. Höhere Kurse sollten eine Frage der Zeit sein. Sobald die Stimmung am Markt wieder besser wird, dürfte auch der DAX-Titel anziehen. Die Aktie bleibt deshalb auf der Empfehlungsliste des AKTIONÄR.