Der dänische Offshore-Windkraft-Weltmarktführer hat in der Vorwoche mit der Ankündigung von massiven Wertminderungen auf sein US-Portfolio für ein Beben in der Branche gesorgt. Daraufhin brach die Aktie von Ørsted um rund ein Viertel ein. Nach einer charttechnischen Gegenbewegung markiert der Titel am Dienstag neue Tiefs.
Zur Stunde verliert das Papier unter hohem Handelsvolumen erneut knapp sechs Prozent an Wert. Nennenswerte Gründe von Unternehmens- oder Analystenseite sind jedoch nicht zu verzeichnen.
Viel mehr ist es die bestehende Unsicherheit, die Ørsted mit der Horror-Nachricht aus der Vorwoche hinterlassen hat. "60 Prozent des Wertes eines Projektes abzuschreiben, ist gewaltig. 16 Milliarden Dänische Kronen sind knapp 15 Prozent des berichteten Eigenkapitals von Ørsted", so Florian Romacker, Geschäftsführer bei FRAM Capital GmbH, bereits in der Vorwoche gegenüber dem AKTIONÄR. "Das Management hat viel Vertrauen verspielt und die Befürchtung ist natürlich, dass dies nicht das einzige Projekt sein könnte, wo es zu Abschreibungen kommt." Die Folge: Romacker und sein Team haben die Position veräußert und die Reißleine gezogen.
"16 Milliarden Dänische Kronen an Abschreibung auf ein Projekt, wo sie 27,4 Milliarden Kronen investiert haben, ist wirklich viel. Die Begründung ist teilweise auch nicht wirklich überzeugend", moniert der Skandinavien-Experte gegenüber dem AKTIONÄR. "Ørsted macht Lieferkettenprobleme, Mangel weiterer US Tax Credits und die steigenden Zinssätze dafür verantwortlich. Zumindest die steigenden Zinssätze sollten inzwischen keine Überraschung sein", meint Romacker.
Ørsted hat mit den angekündigten Wertminderungen einen Scherbenhaufen hinterlassen. Bis das Vertrauen wiederhergestellt werden kann, wird viel Zeit vergehen. DER AKTIONÄR hält weiter an seiner Einschätzung fest: Anleger sollten nicht ins fallende Messer greifen und eine nachhaltige charttechnische Bodenbildung vor einem Einstieg abwarten.
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Ørsted.