Im Lithium-Markt geht die Post ab. Vor allem China sichert sich durch diverse Übernahmen den Zugang und die Versorgung mit dem weißen Gold. Jüngstes Beispiel: Neo Lithium. Der Konsolidierungsdruck in der Branche hält an, die Kapazitäten für den Ausbau der Elektromobilität reichen hinten und vorne nicht. Im Fokus in dieser Woche stand in den letzten Tagen auch Rock Tech Lithium.
Rock Tech Lithium hat mit dem Newsflow in den letzten Tagen die Spekulationen angefeuert und die Aktie um über 50 Prozent nach oben katapultiert. In Brandenburg will man Europas größte Produktionsanlage für batteriefähiges Lithium hochziehen. DER AKTIONÄR sprach im Exklusivinterview mit Rock-Tech-CEO Dirk Harbecke über die jüngsten M&A-Aktivitäten, den Lithium-Hunger Chinas und über mögliche traumhafte Bruttomargen.
Herr Harbecke, Lithium ist auf ein neues Hoch ausgebrochen, zuletzt gab es einige M&A-Aktivitäten im Lithium-Markt, die jüngste durch Zijing Minig mit dem Kauf von Neo Lithium. Wie stark ist der Konsolidierungsdruck im Lithium-Geschäft?
Dirk Harbecke: Ich würde hier weniger von einem Druck sprechen. Wir haben es eher mit strategischen Manövern der chinesischen Lithiumkonzerne und Batterieproduzenten zu tun, die sich so viel Rohstoff-Supply wie möglich sichern wollen. Die Chinesen sehen die kommenden Engpässe im Lithiummarkt viel realistischer als die Europäer.
Auffallend ist, dass vor allem China als konsolidierende Kraft aktiv ist. Das hinterlässt den Eindruck, dass die Branche einen großen Teil der Wertschöpfung den Chinesen überlässt – oder täuscht dieser Eindruck?
Dirk Harbecke: Das stimmt im Moment leider noch, weil die Chinesen einfach schneller und im Bereich der Rohstoffe weitsichtiger sind. Das öffnet natürlich die Türen für Unternehmen wie Rock Tech, dabei mitzuhelfen, die Versorgungssicherheit in Europa sicherzustellen.
Gab es auch oder gibt es Interessenten für Rock Tech Lithium? Die Auswahl potenzieller Alternativen, die noch nicht in der Hand größerer Produzenten sind, ist ja mittlerweile überschaubar?
Dirk Harbecke: Das möchte ich konkret nicht kommentieren. Da wir aber von unserem Geschäftsmodell überzeugt sind und wir sehr gute Renditen erwarten, sobald wir in Produktion gehen, macht es auch keinen Sinn, derzeit über etwas anderes als strategische Partnerschaften nachzudenken.
Rock Tech hat kürzlich die Investmentbank Evercore als Beratungsinstitut beauftragt. Hängt das ausschließlich mit der noch ausstehenden Finanzierung der Konverter-Aktivitäten zusammen? Was versprechen Sie sich davon?
Dirk Harbecke: Evercore ist eine der führenden Investmentbanken an der Wall Street. Evercore wird uns massiv bei der Finanzierung der Konverter unterstützen, aber auch bei der Erweiterung unseres Netzwerkes – zu strategischen Partnern in der Industrie und der Finanzwelt.
Wie weit ist der Finanzierungsprozess für den geplanten europäischen Lithium-Konverter bereits gediehen, in welchem Umfang gibt es bereits Zusagen von Investoren?
Dirk Harbecke: Wir sind mitten in Verhandlungen mit Finanzinvestoren und auch strategischen Partnern. Unsere Finanzierung wird eine Kombination aus Equity, Debt und Subventionen sein. An allen drei Fronten stoßen wir auf sehr großes Interesse. Ich darf leider keine konkreteren Aussagen treffen.
Wie ist der Stand hinsichtlich öffentlicher Zuschüsse, wurden bereits Subventionen bewilligt, wenn ja in welchem Umfang bzw. in welchem Umfang sind öffentliche Zuschüsse insgesamt realistisch?
Dirk Harbecke: Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir Fördergelder erhalten. Das Land Brandenburg hat uns Unterstützung zugesichert und das ist natürlich auch für unsere Finanzierung wichtig und eine der zentralen Bedingungen, unsere Anlage in den geplanten Ausbaustufen umzusetzen. Zu dem konkreten Stand können wir wegen des laufenden Verfahrens keine Aussagen treffen.
Nach aktuellem Zeitplan soll der Anlagenbau ab Mai 2022 beginnen, als Standort ist Guben in der Lausitz bereits fix. Liefen parallel zur Standortentscheidung schon entsprechende Baugenehmigungsverfahren oder können Sie diese erst jetzt anschieben?
Dirk Harbecke: Wir haben parallel bereits viele Gespräche mit den Behörden geführt. Wir starten die formalen Genehmigungsverfahren in Kürze.
Ein entscheidender Punkt der neuen Anlage werden Recycling-Kapazitäten sein. Bis 2030 sollen 50 % der Kapazitäten aus Recycling kommen. Sind die dafür notwendigen Anlagen in den rd. 500 Mio. Euro Investitionsvolumen bereits enthalten?
Dirk Harbecke: Im Recycling müssen wir erst die konkreten Verfahren definieren und erforschen. Das gibt es am Markt noch nicht. Deshalb konzentrieren wir uns derzeit auf die Forschung und das Aufsetzen von starken Partnerschaften. Die Gelder dafür haben wir in unseren Investitionsplanungen berücksichtigt. Wenn es dann in einigen Jahren zum Bau der ersten Recyclinganlagen kommt, werden wir daraus einen separaten Business Case mit eigener Finanzierung machen.
Gehen die Recycling-Aktivitäten dann zulasten der Minenaktivitäten oder sind diese durch die zu erwartenden Überhänge bei der Nachfrage zusätzlich notwendig?
Dirk Harbecke: Wir haben das Ziel, so schnell wie möglich recyceltes Lithium in unseren Anlagen zu verwenden. Wir müssen aber auch realistisch sein – zurzeit gibt es die Batterien, die recycelt werden sollen, noch nicht. Die Elektroautos werden gerade erst verkauft, so dass die Batterien frühestens in zehn Jahren zum Recycling bereitstehen. Bis dahin werden wir unsere eigene Mine betreiben. Wenn wir dann recyceltes Lithium aufarbeiten, streben wir in den ersten Jahren einen Anteil von recyceltem Lithium von 50 % an unserem Gesamtlithiumbedarf an.
Rock Tech verfügt im Fördergebiet Ontario über nachgewiesene bzw. indikative Lithium-Vorkommen von 6,6 Mio. Tonnen weitere 6,7 Mio. Tonnen werden geschätzt. Wenn man das und das Angebot von 1 Mrd. CAD für Neo Lithium als Benchmark nimmt, was wäre dann ein adäquater M&A-Preis für Rock Tech?
Dirk Harbecke: Wir sehen uns als eine Cleantech-Company, die Lithium-Konverter stehen im Zentrum. Wir vergleichen uns nicht mit anderen Minen-Unternehmen, sondern mit Hightech- und Chemiekonzernen. Die Mine kommt dabei nur on top.
Die Mine soll ab 2023 rd. 100.000 Tonnen pro Jahr fördern. Hat sich durch die Waldbrände in Kanada am Zeitplan etwas verändert?
Dirk Harbecke: Wir mussten unser derzeitiges Bohrprogramm für einige Wochen pausieren, holen den Zeitverlust aber dadurch wieder auf, dass wir derzeit mehr Bohrer einsetzen als geplant. Die Genehmigungsverfahren laufen unabhängig weiter, da sind wir im Plan.
Wenn man die aktuellen Preise für Lithium-Spodumen (ca. 1130 $/t) bzw. Lithiumhydroxid (27.650 $/t), die beide auf Allzeithoch notieren, heranzieht, was ist dann an Umsatz und Ergebnis ab 2024/2025 bei Rock Tech machbar, wenn die aktuellen Planungen aufgehen?
Dirk Harbecke: Wir rechnen, auch durch die Nutzung unseres eigenen Lithium-Rohmaterials, mit Produktionskosten von rund 8.000 Dollar je Tonne Lithiumhydroxid. Wenn die Preise für Lithium-Spodumen oder die Transportkosten weiter steigen, kann es sein, dass sich diese Zahl noch etwas erhöht. Wir wollen 24.000 Tonnen Lithiumhydroxid pro Jahr produzieren. Die Margen können sich die Analysten und Anleger leicht selbst herleiten.
Herr Harbecke, vielen Dank für das Interview!
Rock Tech Lithium hat innerhalb von einer Woche fast 50 Prozent zugelegt. Nicht ohne Grund: Gehen die Planungen mit dem Konverter in Brandenburg auf, stehen der Aktie weitaus höhere Notierungen zu. Jedoch: Kurzfristig ist der Wert überhitzt.
Der Lithium-Sektor zählt derzeit zu den heißesten Sektoren am Markt. Wer das Einzelrisiko im Lithiumbereich scheut, der greift zum Best of Lithium Index. Mit dem Index-Zertifikat DA0AAS kann man den Index annähernd 1:1 nachbilden.
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Rock Tech Lithium.
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