In den letzten Tagen haben mehrere Analysten ihre Kursziele für die Aktie der Porsche SE nach oben geschraubt. Die UBS zum Beispiel sieht Potenzial bis 120 Euro. Was macht die Porsche-Holding so interessant?
Die Porsche SE, kurz PSE ist eine reine Finanz-Holding, in der die Erbenfamilien Porsche und Piëch ihre Mehrheitsbeteiligung an Volkswagen verwalten. Die Porsche SE hat also mit dem Luxusautobauer Porsche wenig zu tun. Die Porsche SE hält vielmehr 52,2 Prozent an der Volkswagen AG mit ihren ganzen spannenden Marken: Von Audi über Bentley bis zu den Brummi-Herstellern MAN und dem Mitfahrdienst Moia. VW wiederum hält 100 Prozent an der Porsche AG, also dem Sportwagenbauer. Wenn man so will, ist man also als Aktionär der Porsche Holding dann doch über Umwege am lukrativen Sportwagenhersteller beteiligt.
Die Manager der Porsche Holding wollen aber mehr, als nur ein einfacher Verwalter der 52,2 Prozent der VW-Aktie sein. Neben der Beteiligung an VW sollen in Zukunft neue heranwachsen.
„Start-ups sind eine wichtige Quelle für Innovationen. Um solche Innovationen zu fördern und davon zu profitieren, müssen wir frühzeitig in die Technologien investieren“, so Philipp von Hagen, für das Beteiligungsmanagement verantwortliches Vorstandsmitglied der Porsche SE.
Und dennoch war es ein langwieriger, zäher Prozess bis die Porsche Holding ihre erste Beteiligung unter Dach und Fach hatte. Im Vorfeld wurden laut Geschäftsbericht über 1.000 Firmen unter die Lupe genommen. Dabei wurde des Öfteren ein Einstieg in Erwägung gezogen, dann aber doch wieder verworfen.
Der erste kleine Deal wurde Ende 2014 unter Dach und Fach gebracht. 41 Millionen Euro legte die Porsche SE für ein zehn-Prozent-Paket an der US-Firma Inrix hin. Ein Anfang.
Inrix greift Daten von Smartphones und Straßensensoren ab und kombiniert diese durch Daten, die von anderen Autos gewonnen werden. Durch Algorithmen bekommet der Fahrer nun immer wieder ein Update zur aktuellen Fahrtstrecke und, wenn es denn sein muss, einen Vorschlag für eine alternative Route.
Der nächste Deal der PSE ließ dann lange auf sich warten. Im September 2017 endlich der erste große Happen für die Porsche-Leute: Die Porsche SE schnappte sich den Softwareentwickler PTV. Kaufpreis: 300 Millionen Euro.
PTV entwickelt Softwarelösungen für Transportlogistik, Verkehrsplanung und Verkehrsmanagement im Portfolio. Täglich werden über eine Million Transporte via PTV-Software über die Straßen gelotst. PTV hat 700 Mitarbeiter, Hauptsitz ist in Karlsruhe.
Im November 2017 brachte Porsche eine Minderheitsbeteiligung am 3D-Druck-Spezialisten Markforged unter Dach und Fach. Markforged sitzt in Watertown/Massachusetts in den USA. Über eine eigene Plattform werden via 3D-Druck Teile aus Kohlefaser bis hin zu Teilen aus Metall hergestellt.
Fakt ist: Die Beteiligungsstrategie verspricht Spannung und ist für jede Menge Überraschungen und Upside Potenzial gut. Durchaus denkbar auch, dass Porsche SE bei einem interessanten Unternehmensziel auch tiefer in die Tasche greifen wird. Über genug Liquide Mittel verfügt die Gesellschaft jedenfalls
Die Analysten finden zunehmen gefallen an der Story der Porsche SE. Natürlich auch unter dem Gesichtspunkt, dass Volkswagen seine Elektro-Strategie konkretisiert hat.
Die NordLB hat zuletzt die Porsche SE von "Halten" auf "Kaufen" hochgestuft und das Kursziel von 50 auf 95 Euro fast verdoppelt. Die Ergebnisse der Holdinggesellschaft hingen maßgeblich von denen des Volkswagen-Konzerns ab, schrieb Analyst Frank Schwope in einer Studie. Die Wolfsburger seien in Sachen Elektromobilität weiter als die meisten Wettbewerber. Zudem empfehle er Porsche auch wegen des Verlaufs des "traditionellen" Autogeschäfts von VW zum Kauf.
Die UBS legte am Montag noch eine Schippe drauf. Analyst Patrick Hummel setzte sein Kursziel von 76 auf 120 Euro nach oben.
Der Abschlag von 38 Prozent auf den Substanzwert liege weit über dem langfristigen Durchschnitt, schrieb Hummel am Montag. Selbst wenn Porsche alle noch ausstehenden Rechtsstreitigkeiten verlieren würde, wären die Aktien damit noch unterbewertet. Nach der jüngsten Kursrally der Volkswagen-Stämme sei der Spread zu den Vorzügen deutlich gestiegen - wegen der geringen Liquidität der Stämme. Die Vorzüge lieferten einen besseren Bewertungsmaßstab.
Die Porsche SE-Aktie jedenfalls hat sich in den letzten Monaten sehr gut entwickelt. Im Windschatten der VW-Aktie ging es rasant nach oben. Die Porsche-Aktie ist ein indirekter Weg, um in Volkswagen zu investieren.