Zur Wochenmitte blicken die Marktteilnehmer gespannt nach Wien. Dort findet eine große Tagung des Ölkartells Opec statt, auf der auch der saudi-arabische Energieminister Abdulaziz bin Salman auftreten wird. Saudi-Arabien hatte zu Wochenbeginn seine jüngste Förderkürzung verlängert, Russland hatte zusätzliche Einschnitte verkündet.
Ziel der Produktionskürzungen ist es, die Ölpreise zu stabilisieren und bestenfalls steigen zu lassen. Wegen Konjunktursorgen stehen die Preise seit längerem unter Druck, was den Förderländern deutlich geringere Gewinne verschafft als noch vor einigen Monaten.
Saudi-Arabien hatte Spekulanten schon mehrfach davor gewarnt, sich gegen die Förderstaaten zu stellen und auf niedrigere Ölpreise zu wetten. Bisher haben es die Einschnitte aber nicht geschafft, die Ölpreis nennenswert anzuheben. Verglichen mit Jahresbeginn steht bei Öl der Nordseesorte Brent immer noch ein deutliches Minus von mehr als elf Prozent zu Buche.
Das deutet darauf hin, dass der Markt die Konjunktursorgen entweder höher gewichtet als die Förderungskürzungen der Opec-Staaten oder ihnen einfach nicht glaubt. Andernfalls hätten die Ölpreise auf die jüngsten Maßnahmen mit einem ähnlichen Kurssprung wie schon bei der letzten Kürzung im April reagiert. Dieser zwischenzeitliche Anstieg wurde bald darauf abverkauft, da verschiedene Daten zeigten, dass Russland weiterhin den gleichen Output lieferte wie vor der Ankündigung.
Die Ölpreise reagieren auf potenzielle Förderungskürzungen nicht mehr derart positiv wie noch vor rund drei Monaten. Das spricht dafür, dass dieses rhetorische Mittel der Opec vorerst seine Wirkung verloren hat und der Markt primär auf andere Einflussfaktoren achtet. Ein neues Jahrestief mit Kursen unter 70 Dollar bei Brent käme angesichts dieser Umstände nicht überraschend.
Mit Material von dpa-AFX