Die Ölpreise haben am Freitag an ihre jüngsten Kursgewinne angeknüpft und deutlich zugelegt. Zuletzt kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 97,90 US-Dollar. Das waren 3,48 Dollar mehr als am Vortag. Der Brent-Preis stieg damit erstmals seit Mitte September über 95 Dollar. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 3,89 Dollar auf 92,41 Dollar.
In der ablaufenden Woche sind die Erdölpreise kräftig gestiegen. Ausschlaggebend war eine deutliche Förderkürzung durch den Ölverbund Opec+. Die rund 20 Ölstaaten reagierten damit auf die teils deutlichen Preisrückgänge in den Wochen zuvor. Diese wurden ausgelöst durch zunehmende Rezessionsängste und eine entsprechend schwach erwartete Ölnachfrage. Allerdings dürfte die Produktion faktisch deutlich moderater zurückgehen, als die Förderländer auf dem Papier vereinbart haben. Denn bereits vor der Kürzung hatten einige Opec-Länder Probleme, die vereinbarte Produktion zu liefern.
Dem knapperen Angebot dürfte nach Einschätzung der Commerzbank-Experten eine kaum gesunkene Nachfrage gegenüber stehen: "Zwar haben sich die Konjunkturperspektiven in den letzten Wochen weiter eingetrübt, aber aufgrund des weiterhin anhaltenden Brennstoffwechsels von Gas zu Öl dürfte die Ölnachfrage nur leicht abnehmen." Zudem rückten das EU-Ölembargo und die mögliche Implementierung eines Preisdeckels auf russisches Öl näher. "Beides könnte Russland zu einer weiteren Förderkürzung veranlassen", heißt es in einem Kommentar.
Nach den positiven Vorgaben vom Ölpreis konnten die Ölaktien zunächst ebenfalls deutlich zulegen, zuletzt mussten sie im schwachen Marktumfeld aber ebenfalls Federn lassen. Chevron verliert eine Stunde vor dem Handelsende 0,2 Prozent, ist damit aber dennoch der beste Werte im Dow Jones. Im S&P 500 sind Halliburton und APA stark gefragt. Sie gewinnen derzeit gut drei respektive zwei Prozent. Stark präsentiert sich auch weiter Shell. Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat die Einstufung für Shell nach einem Zwischenbericht und einem Ausblick auf "Buy" mit einem Kursziel von 40 Euro belassen. DER AKTIONÄR bleibt für die Ölwerte weiterhin zuversichtlich, investierte Anleger lassen ihre Gewinne laufen.