Die Aktien chinesischer Hersteller von Elektrofahrzeugen gehen am Dienstag durch die Decke. Denn die seit Längerem schwelenden Sorgen vor einem Delisting in den USA weichen der Hoffnung möglicher Staatshilfen in China. Die steigenden Ölpreise der letzten Wochen tun ihr Übriges.
Die Aktien von NIO, XPeng und Li Auto legten um bis zu 20 Prozent zu und führen damit den US-Markt an. Ein wichtiger Grund für den Anstieg aller Branchenwerte und die überdurchschnittliche Entwicklung chinesischer Aktien, sei China selbst. Das berichtet das Nachrichtenportal Barrons. Hochrangige Regierungsbeamte hätten erklärt, dass die Behörden eine für den Markt günstige Politik verfolgen sollten.
Jahresentwicklung wenig berauschend
Die Nachricht von der Unterstützung war alles, was es brauchte, um den stark angeschlagenen chinesischen Elektroauto-Aktien zu helfen. Zu Beginn des Mittwochshandels hatten die drei Aktien im bisherigen Jahresverlauf noch durchschnittlich 50 Prozent an Wert verloren und lagen 61 Prozent unter ihren 52-Wochen-Höchstständen.
Angst vor Delisting in den USA
Die Nachfrage nach E-Fahrzeugen war nicht wirklich das Problem. Stattdessen begannen die Anleger sich Sorgen zu machen, dass die Aktien von den US-Börsen genommen werden könnten, nachdem die Securities and Exchange Commission fünf Unternehmen - von denen keines der genannten Firmen börsennotiert war - angeführt hatte, die die US-Bilanzierungs- und Prüfungsstandards nicht erfüllten. Wenn in den USA börsennotierte chinesische Unternehmen die US-Standards nicht einhalten, könnten sie in den kommenden Jahren von den US-Börsen ausgeschlossen werden.
Entspannung auch im Ukraine-Konfilikt
Keiner der drei chinesischen Hersteller reagierte auf die Bitte um eine Stellungnahme zur Einhaltung der Standards. Sie hatten in der Vergangenheit erklärt, dass sie die US-Normen einhalten oder dies in Kürze tun werden. Chinas Unterstützung für die heimische Wirtschaft scheint der wichtigste Faktor zu sein, der den Aktienkursen heute Auftrieb gibt, aber es gibt auch andere gute Nachrichten. Die Anleger scheinen sich darüber zu freuen, dass die Gespräche zwischen Russland und der Ukraine Fortschritte machen. Der ukrainische Präsident Volodymyr Zelensky erklärte, die russischen Forderungen würden "realistischer". Die beiden Seiten sprachen am Dienstag und sollten am Mittwoch erneut miteinander sprechen.
Der Analyst der Deutschen Bank, Edison Yu, schrieb kürzlich, dass Chinas implizite Unterstützung Russlands in dem aktuellen Konflikt eine Ursache für den jüngsten Verkaufsdruck auf chinesische Elektroauto-Werte sei. Ein Ende des Konflikts würde einen weiteren Überhang für die Aktien beseitigen.
Die Aktien chinesischer Elektroauto-Bauer sind nichts für schwache Nerven. Das zeigt die Entwicklung der letzten Monate. Nio könnte einen ersten Boden gefunden haben, Anleger warten aber weiter ab.