Die Aktie von Mercedes-Benz steht wie der gesamte Autosektor am Donnerstagmorgen unter Druck. Das Papier verliert derzeit im Xetra-Handel 1,4 Prozent auf 62,26 Euro. Zum einen drücken die jüngsten Kfz-Zulassungszahlen für November, die der Verband der Europäischen Automobilhersteller Acea am Mittwoch veröffentlicht hat auf die Stimmung. Zum anderen das Ende der E-Autoförderung in Deutschland. Und nun kommt auch ein Rückruf hinzu.
Mercedes-Benz muss allein in Deutschland Zehntausende Diesel-Autos wegen des erneuten Vorwurfs einer illegalen Abgastechnik zurückrufen. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) habe einen entsprechenden Bescheid erlassen, teilte der Stuttgarter Autobauer am Mittwoch auf Anfrage mit. Betroffen sei voraussichtlich eine untere sechsstellige Zahl von Fahrzeugen. Das KBA war für eine Stellungnahme zunächst nicht erreichbar. Zuvor hatten "Spiegel" und Bayerischer Rundfunk über den Bescheid berichtet.
Die Anordnung bezieht sich nach Hersteller-Angaben auf verschiedene Diesel-Modelle der Abgasnorm Euro 5 und Euro 6b. Die Autos benötigen demnach ein Softwareupdate. Kunden würden schriftlich informiert, wenn ihr Fahrzeug Teil der KBA-Anordnung sei und ein Update aufgespielt werden müsse, hieß es.
Der Grund für den Rückruf sind sogenannte Thermofenster, die auch von anderen Herstellern standardmäßig eingesetzt wurden. Normalerweise wird ein Teil der Abgase direkt wieder im Motor verbrannt – zum Beispiel um weniger giftige Stickoxide auszustoßen. Je nach Außentemperatur wird dieser Mechanismus allerdings automatisch gedrosselt – um den Motor zu schützen, wie die Hersteller sagen.
Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hatte 2022 in einem Urteil aber klargestellt, dass eine Software, die "einen überwiegenden Teil des Jahres" einen höheren Ausstoß von Schadstoffen zulasse, grundsätzlich unzulässig sei. Thermofenster zum Schutz des Motors seien nur dann rechtens, wenn keine andere Lösung Risiken abwenden könne.
Mercedes muss sich seit Jahren mit Abgas-Vorwürfen auseinandersetzen. Das KBA hat seit 2018 bereits mehrere Rückruf-Bescheide wegen einer unzulässigen Abgastechnik gegen den Hersteller erlassen.
Die Aktie von Mercedes-Benz hatte sich zuletzt deutlich von den Tiefs Anfang November nach oben lösen können. Im Bereich von 65 Euro ging ihr aber vorerst die Luft aus. Die schlechte Branchestimmung belastete den Kurs. DER AKTIONÄR bleibt jedoch mittelfristig zuversichtlich. Der Konzern hat eine gute Marktposition. eine klare Strategie und im Vergleich zu den meisten anderen europäischen Auto-Herstellern eine hohe Marge. Nicht zu verachten außerdem die hohe Dividendenrendite von derzeit 8,2 Prozent. Anleger bleiben investiert.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Mercedes-Benz.
Aktien der Mercedes-Benz befinden sich in einem Real-Depot der Börsenmedien AG.