Bei Leonis geplantem Sanierungskonzept werden die Aktionäre leer ausgehen. Der von mehreren Krisen gebeutelte Hersteller von Bordnetzen für die Autoindustrie will sich über ein StaRUG-Verfahren sanieren. Laut Management sei das die „einzig verbleibende Sanierungslösung“. Kepler senkt das Kursziel von 6,00 Euro auf 0,01 Euro.
Leoni plant die Umsetzung des Restrukturierungskonzepts auf Basis des deutschen Unternehmensstabilisierungs- und Restrukturierungsgesetz (StaRUG): Nach einer vereinfachten Kapitalherabsetzung von Leoni auf 0 Euro würde eine Gesellschaft, die indirekt von Stefan Pierer gehalten wird, 150 Millionen Euro durch eine Barkapitalerhöhung mit anschließender Sacheinlage gegen die Ausgabe neuer Leoni-Aktien einbringen.
Auf diese Weise wird Leoni von Finanzverbindlichkeiten in Höhe von 708 Millionen Euro entlastet und erhält 150 Millionen Euro neue Liquidität. Die indirekt gehaltene Gesellschaft von Stefan Pierer wird neuer Alleinaktionär von Leoni werden und die Börsennotierung von Leoni beenden.
Der Restrukturierungsplan bedeutet für die Aktionäre im Streubesitz praktisch den Totalverlust.
Leonis Fokus liegt auf Bordnetzen. Zu den Kunden zählen unter anderem BMW, Daimler, und VW. Für die Hersteller liefert Leoni das Nervensystem für jedes Auto, wenn man so will. Über drei Kilometer schlängeln sich diese Bordnetze durch die Fahrzeuge. Dennoch hat es Leoni nicht geschafft, daraus Kapital zu schlagen.
Probleme häuften sich
Leoni steckt schon seit Jahren in der Krise. Im Zuge des Aufbaus neuer Produktionsstätten gab es immer wieder Probleme in Mexiko. Das neue Werk verschlang Unsummen an Kapital.
Es folgte die Corona-Pandemie mit unterbrochene Lieferketten. Leoni war eines der ersten Unternehmen, das Staatshilfe in Höhe von 330 Millionen Euro bekam.
Vorstandschef Aldo Kemper räumte in diesem Zusammenhang bereits im März 2020 ein: "Wir benötigen Staatshilfen, um die Geschäftstätigkeit aufrechterhalten zu können."
Der nächste Tiefschlag folgte mit dem Konflikt in der Ukraine. Leoni hatte in Kolomyia und Nezhukhiv zwei Werke, welche im Anschluss an andere osteuropäische Standorte verlagert werden mussten.
Etwas Ruhe sollte der Verkauf der Kabelsparte bringen. Als Käufer stand die Stark Corp bereit. Die Firma aus Thailand wollte 400 Millionen Euro für die Kabelsparte von Leoni zahlen. Der Deal scheiterte allerdings in letzte Sekunde und Leoni stand weiterhin unter finanziellem Druck.
2022 machte Leoni einen Umsatz von 5,1 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern knickte vor Sondereffekten auf elf Millionen Euro ein. Leoni erklärte dabei, dass davon auszugehen sei, dass im Rahmen der Refinanzierung erheblicher Wertberichtigungsbedarf entstehen würde.
Als letzte Chance sieht das Management von Leoni jetzt scheinbar nur noch die Rettung durch Großaktionär Stefan Pierer. Die Chance auf eine andere Art Rettung ist äußerst gering. Allerdings bedeuten die Sanierungsmaßnahmen einen Totalverlust für die Aktionäre.