Vor gut zwei Jahren habe ich bereits an dieser Stelle einen Kommentar mit der gleichen Überschrift verfasst, nur ohne „2.0“. Denn den deutschen Biosprithersteller Verbio setzten vor allem national geführte „Tank-und-Teller“-Debatten massiv zu. Diese sind inzwischen weitgehend verstummt – doch der Firma mit Hauptsitz in Zörbig im ostdeutschen Bundesland Sachsen-Anhalt plagen internationale Probleme auf dem Biodiesel-Markt – weil die EU-Politik zu zögerlich agiert.
Seit geraumer Zeit besteht der handfeste Verdacht, dass aus Asien Billig-Importe von Biodiesel den europäischen Markt regelrecht fluten. Und die Politik schaut weiter zu. Monat für Monat, Woche für Woche. Dabei ist der asiatische Biodiesel offensichtlich von Klimafreundlichkeit weit entfernt.
So berichtete der NDR bereits im Januar 2024 (!), dass der derzeitige Biodiesel-Skandal offenbar folgenlos bleibe. Recherchen des NDR-Magazins Panorama 3 legten demnach nahe, dass in China Palmölbiodiesel aus Südostasien umdeklariert worden sei.
Im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2023/24 (bis Ende März 2024) bekam der Biodiesel-Hersteller Verbio den dadurch ausgelösten Margendruck mit voller Breitseite zu spüren. Trotz steigender Produktion – die weltweite Biodieselherstellung erreichte kürzlich einen weiteren Rekordwert und Deutschland ist der führende Hersteller in Europa – brachen die Gewinnmargen erneut ein.
Das anhaltende Wegducken der Politik könnte schlussendlich fatale Folgen haben – für den Klimaschutz, für viele Arbeitnehmer und für Unternehmen wie Verbio. „Die EU muss handeln, bevor es zu spät ist“, hieß es vor Kurzem in einem Fazit einer Kolumne der Branchenseite Euractiv.
Kein Wunder, dass Verbio-Chef Claus Sauter und sein Team unlängst die Flucht vor den katastrophalen europäischen Rahmenbedingungen ergriffen hat – und das Glück in Nordamerika sucht.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Aktien von Verbio befinden sich in einem Real-Depot der Börsenmedien AG.