Totales Chaos bei Knaus Tabbert: Prognosesenkungen im Juli und Oktober, mehrere Personalabgänge in der Führungsetage und Produktionsstopps an den Standorten Jandelsbrunn und Nagyoroszi vor zwei Wochen ließen die Aktie ordentlich einbrechen. Doch damit nicht genug. Schlagzeilen vom Mittwoch sorgten erneut für deutliche Abschläge.
165 Polizisten und Ermittler durchsuchten am Mittwoch die Geschäftsräume von Knaus Tabbert in Jandelsbrunn sowie Standorte in fünf weiteren Bundesländern und der Schweiz. Im Fokus der Ermittlungen stehen zwei Manager des Unternehmens sowie ein Verantwortlicher einer saarländischen Investmentgesellschaft. Die Staatsanwaltschaft Landshut wirft den Beschuldigten vor, Schmiergelder von Zulieferern angenommen und diese dafür bei Auftragsvergaben bevorzugt zu haben. Die Bestechungsgelder sollen unter den Beteiligten aufgeteilt worden sein.
Die Ermittler stellten Unterlagen und digitale Daten sicher. Zudem kam es zu Festnahmen. Zwei der Beschuldigten wurden dem Ermittlungsrichter vorgeführt und sitzen in Untersuchungshaft. Besonders schwer wiegt der Vorwurf, dass die Verdächtigen ihre Positionen im aktiven Management genutzt haben sollen, um Knaus Tabbert zu schaden.
Der Wohnmobilhersteller betonte in einer Stellungnahme, dass das Unternehmen selbst nicht Gegenstand der Ermittlungen sei. Die Vorwürfe richten sich ausschließlich gegen Einzelpersonen. Die Staatsanwaltschaft betonte die Gültigkeit der Unschuldsvermutung, bis eine gerichtliche Entscheidung vorliegt.
Verhaftete Manager entlassen
Inzwischen hat Knaus Tabbert Konsequenzen aus den Vorwürfen gezogen. Wie das Unternehmen selbst mitteilte, wurden die betroffenen zwei Manager fristlos entlassen. Das habe der Aufsichtsrat aufgrund der strafrechtlichen Vorwürfe mit sofortiger Wirkung beschlossen.
Führungskrise: Neuer CEO und viele Abgänge
Die Vorwürfe kommen für Knaus Tabbert zur Unzeit. Die Razzia wirft dennoch ein Schlaglicht auf die Turbulenzen in der Chefetage. Bereits im Februar verließ Finanzvorständin Caroline Schürmann das Unternehmen, im Oktober folgte Vorstandschef Wolfgang Speck, der Schürmanns Rolle übernahm. Vergangene Woche übernahm Großaktionär Wim de Pundert die Doppelfunktion als CEO und Finanzvorstand, um das angeschlagene Unternehmen zu stabilisieren. De Pundert hält über seine Holding-Gesellschaft H.T.P Investments rund 41 Prozent an Knaus Tabbert.
Produktionsstopps in Deutschland und Ungarn
Parallel zur Führungskrise kämpft Knaus Tabbert derzeit mit sehr hohen Lagerbeständen. Deshalb kam es in zwei Werken des Konzerns kürzlich zu Produktionsstopps. Diese sollen bis Ende des Jahres anhalten.
Knaus-Tabbert-Aktie unter Druck
Die Aktie des Wohnmobilherstellers brach am Mittwoch um weitere elf Prozent auf ein neues Tief von 11 Euro ein. Und das, obwohl das Papier bereits im Vorfeld ordentlich Federn gelassen hatte: Noch im Mai markierte die Aktie bei 48,50 Euro ihr Jahreshoch.
Knaus Tabbert ist derzeit massiv angeschlagen. Es wird spannend, ob Großaktionär De Pundert das Ruder in seiner neuen Doppelrolle herumreißen kann. Anleger machen aktuell jedenfalls einen großen Bogen um die Aktie. Das Management muss zunächst das Vertrauen der Anleger zurückgewinnen und steht zudem vor der Herausforderung, die Lagerbestände abzubauen.
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