Deutschland und Großbritannien wollen beim Ausbau von sogenanntem grünem Wasserstoff enger zusammenarbeiten. Von einer tieferen Partnerschaft dürfte sich auch der Elektrolyse-Spezialist ITM Power etwas ausrechnen. Nicht nur, weil es sich um ein britisches Unternehmen handelt, sondern auch aufgrund vieler Verbindungen nach Deutschland.
Großbritannien hat bereits vor gut zwei Jahren in einer nationalen Wasserstoffstrategie einen Ausbau der erneuerbaren Energie betont. "Nach dem Vorbild der britischen Offshore-Windindustrie ist geplant, einen industriellen Wasserstoff-Markt zu etablieren", teilte die bundeseigene Außenhandelsagentur Germany Trade and Invest mit. So solle Wasserstoff auch in die EU exportiert werden. Von grünem Wasserstoff spricht man, wenn bei dessen Herstellung Strom aus regenerativen Energiequellen verwendet wird.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sieht im Aufbau der Wasserstofftechnologie in Deutschland enormes wirtschaftliches Potenzial. Wasserstoff soll eine zentrale Rolle beim Wandel zu einem klimagerechten Umbau der Wirtschaft spielen, zum Beispiel in der Stahlindustrie. Der größte Teil des Wasserstoffs muss aber importiert werden. Zum anderen soll Wasserstoff als Energieträger und damit auch als Energiespeicher dienen. In Großbritannien gilt der Ausbau der Wasserstoffproduktion als wichtiger Schritt zur Erreichung des britischen Null-Emissionen-Ziels bis 2050.
Vor allem in Schottland sind die Hoffnungen groß, der Direktexport von Wasserstoff in die EU könnte nicht nur lukrative Einnahmequellen erschließen, sondern auch den Übergang von fossilen Energien beschleunigen. Schottische Spitzenpolitiker hatten wiederholt auf die großen Möglichkeiten des britischen Landesteils hingewiesen und verstärkt für Lieferungen an Deutschland geworben. In den vergangenen Monaten reisten gleich mehrere Wirtschaftsdelegationen deutscher Bundesstaaten nach Schottland.
ITM Power ist bereit
Der lokale Elektrolyse-Vertreter ITM Power könnte perspektivisch von einer erfolgreichen Umsetzung deutsch-britischer Wasserstoffpläne profitieren. Schließlich handelt es sich beim größten Aktionär der Firma um den Industriegase-Riesen Linde, der ebenfalls am potenziellen Wasserstoff-Boom partizipieren will. Zudem hat ITM Power in Deutschland bereits große Projekte realisiert.
ITM Power sollte die Wasserstoffpläne der beiden europäischen Länder begrüßen. In den vergangenen Quartal kämpfte die Gesellschaft allerdings mit teils hausgemachten Problemen. Charttechnisch drängt sich ohnehin bei der hochspekulativen Aktie derzeit kein Einstieg auf.
(Mit Material von dpa-AFX)