Seit den erfolgreichen Sondierungsgesprächen der Ampel-Parteien kennt die Encavis-Aktie nur noch den Weg nach oben. Die Papiere des Wind- und Solarparkbetreibers haben nach der langen Durststrecke nun auch charttechnisch wieder ein starkes Kaufsignal ausgelöst und sind aus dem Seitwärtskorridor nach oben ausgebrochen. Rückenwind verleiht eine Berenberg-Studie.
Berenberg sieht Encavis als einen Profiteur der aktuell nach oben schnellenden Energiepreise. Insofern stehe dem Unternehmen nach einem trüben Geschäftsverlauf 2021 und einem deutlichen Kursrückgang um fast ein Fünftel nun ein besseres Jahr bevor, so Analyst Igor Kim. Er stufte die Aktie von „Hold“ auf „Buy“ hoch und erhöhte das Kursziel von 15,50 auf 19,30 Euro.
Negative Effekte werden kompensiert
Die Bedenken am Markt hinsichtlich der Rentabilität der Projekte seien übertrieben, erläuterte Kim. Die Anleger fürchteten steigende Materialkosten, einen möglichen Zinsanstieg und einen intensiveren Wettbewerb um Energieprojekte, doch diese Effekte würde sich größtenteils gegenseitig aufwiegen und damit im Zeitablauf überwiegend neutral auf die Profitabilität auswirken.
So sinke zwar die Rentabilität von Energieprojekten, wenn die Rohstoffkosten weiter anziehen sollten. Doch die nach oben schnellenden Energiepreise sollten diesen negativen Effekt mehr als kompensieren, fuhr der Berenberg-Analyst fort. Doch auch wenn sich die Energiepreise schneller stabilisieren sollten als die Materialkosten, ergäben sich positive Effekte. Denn dann würden weniger Wettbewerber um teure Energieprojekte konkurrieren, sodass die Kaufpreise für Wind- oder Solarparks pro Megawatt Leistung sinken könnten. Davon wiederum sollte dann Encavis profitieren.
Deutliche Zinserhöhungen in Europa – für Kim ein unwahrscheinliches Szenario – könnten zwar die Profitabilität der Energieprojekte schmälern. So würden kurzfristig die sogenannten Stromgestehungskosten steigen und so die Rentabilität verringern. Diese entstehen bei der Umwandlung von Energie in Strom und hängen unter anderem von den Finanzierungskosten von Fremdkapital ab. Doch längerfristig würde auch dieser Effekt dazu führen, dass wegen des abnehmenden Wettbewerbs die Kaufpreise sinken.
Wetter sollte besser werden
Damit blickt Kim unter dem Strich zuversichtlich in die nähere Zukunft. Die Produktpipeline von Encavis sei gereift und die Investmentaktivitäten dürften 2022 anziehen, zumal die Wetterbedingungen 2021 die ungünstigsten der letzten Jahre gewesen seien.
DER AKTIONÄR hat Encavis nach der Wahl Ende September wieder zum Kauf empfohlen. Gerade noch rechtzeitig – seitdem stehen bereits zwölf Prozent Plus zu Buche. Mit dem charttechnischen Kaufsignal sollten nun weitere Gewinne möglich sein. Anleger geben kein Stück aus der Hand.
Mit Material von dpa-AFX
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Encavis.