+++ Diese 15 Aktien starten jetzt erst durch +++
Foto: LariBat/Shutterstock
30.06.2022 Martin Mrowka

Gazprom streicht die Dividende – Anleger geschockt

-%
Gazprom

Gazprom hat seine Pläne zur Zahlung einer Rekorddividende überraschend geändert und wird stattdessen erstmals seit 1998 die Aktionäre nicht bedienen. Der russische Energie-Riese hatte noch im Mai angekündigt, angesichts des hohen Gewinns im Vorjahr eine Rekorddividende auszuschütten. Nun stürzt die Gazprom-Aktie an der Börse Moskau massiv ab.

Der russische Energie-Riese Gazprom zahlt für das vergangene Jahr überraschend keine Dividende. "Die Aktionäre haben entschieden, dass es in der gegenwärtigen Situation nicht sinnvoll ist, Dividenden auf das Ergebnis von 2021 auszuzahlen", teilte Gazprom-Vizechef Famil Sadygow am Donnerstag-Vormittag mit. Für Gazprom seien die Realisierung des Investitionsprogramms mit dem Anschluss der russischen Regionen ans Gasnetz sowie die erhöhten Steuerforderungen der Regierung vorrangig.

Gazprom fügte hinzu, weder die Pläne der G7-Staaten zur Begrenzung der Gaspreise, noch die geringeren Gas-Lieferungen nach Europa würden seine Einnahmen und Steuerzahlungen reduzieren.

Ursprünglich sollten die Aktionäre für das abgelaufene Jahr 52,53 Rubel je Aktie erhalten. Das wäre die höchste Ausschüttung in der Firmengeschichte gewesen. 2021 erzielte Gazprom dank kräftig gestiegener Preise für Öl und Gas einen Rekordgewinn von 2,09 Billionen Rubel (rund 27,5 Milliarden Euro). Auf der Hauptversammlung wurde der Dividenden-Vorschlag jedoch von den Eignern abgelehnt. Die Anzahl der Gegenstimmen entspricht dabei laut Reuters in etwa der Anzahl der Aktien, die der russische Staat am Konzern hält.

Die unerwartete Dividendenstreichung sorgt an der Börse Moskau für einen extremen Kurssturz der Gazprom-Aktie. Zeitweilig sackt die Aktie um mehr als 30 Prozent ab. "Dies ist eine Katastrophe für die Aktien von Gazprom, da der einzige Investitionsanreiz des Unternehmens hohe Dividenden waren", kommentierten Analysten von Tinkoff Investments. Die Dividende sei einer der wichtigsten Faktoren für die Attraktivität der Aktie gewesen, hieß es. 

12-Monats-Chart Gazprom (in Rubel, Börse Moskau)
TradingView
12-Monats-Chart Gazprom (in Rubel, Börse Moskau)

"Der Verzicht auf die Dividendenzahlung für 2021 nimmt den Investoren nicht nur die Möglichkeit, Auszahlungen für 2021 zu fordern, sondern schafft auch Risiken für zukünftige Dividendenzahlungen", das sei ein sehr negativer Faktor, kommentierte die russische Investmentbank BKS.

Die Entschluss von Gazprom kommt, nachdem die G7-Staaten angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine in den vergangenen Tagen angekündigt hatten, mögliche Preisobergrenzen für russisches Öl und Gas zu prüfen. Damit sollten die Möglichkeiten der russischen Regierung zur Finanzierung ihrer Invasion in der Ukraine eingeschränkt werden. Russland drohte daraufhin mit einer Änderung der Gas-Lieferverträge. 

In Deutschland wächst die Sorge, dass der russische Staatskonzern nach der zwischen 11. und 21. Juli geplanten Wartung der Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 1 den Hahn nicht oder später wieder aufdreht und noch weniger Gas als bisher liefert. Deutschland bezieht einen Großteil seiner Gas-Lieferungen über diese Leitung.

Die Dividenden-Streichung sorgt nicht nur in Russland für lange Gesichter. Auch in Deutschland, wo Gazprom-Aktien beziehungsweise die Gazprom-ADRs nach wie vor vom Handel suspendiert sind, war die hohe Dividende von Gazprom immer ein wichtiges Kaufargument. Eine Wiederaufnahme des Börsenhandels, was die meisten Anleger wohl für einen Verkauf der geschundenen Papiere nutzen würden, ist derzeit nicht absehbar.

(Mit Material von dpa-AFX)

Mehr zum Thema Gas und die möglichen Folgen der Energiekrise lesen Sie in der neuen Ausgabe von DER AKTIONÄR, die Sie hier einfach online herunterladen können.

Der neue AKTIONÄR – jetzt online!
Der neue AKTIONÄR – jetzt online!

Börsen.Briefing Newsletter
Bleiben Sie über die neuesten Entwicklungen bei spannenden Unternehmen und an der Börse auf dem Laufenden. Lesen Sie das Börsen.Briefing. – den täglichen Newsletter des AKTIONÄR. Kostenlos.

Behandelte Werte

Name Wert Veränderung
Heute in %
Gazprom - €
Gazprom - RUB

Buchtipp: Modern Money Theory

Manche Ökonomen halten die Modern Money Theory (MMT) nicht nur für die Weiterentwicklung der Thesen von John Maynard Keynes, sondern auch für das richtige oder sogar einzige Rezept für erfolgreiche Finanzpolitik des 21. Jahrhunderts. Andere, wie etwa Paul Krugman, kritisieren sie scharf und warnen vor Hyperinflation. Kann man die Thesen der MMT mit „Mehr Staat, weniger Markt“ angemessen beschreiben? Haben die Ökonomen recht, die wollen, dass sich Geldpolitik an Beschäftigungszielen orientiert? Der passende theoretische Rahmen für Geldpolitik in unserer Zeit oder nur alter Wein in neuen Schläuchen – Kater garantiert? Wer mitreden will, der muss verstehen. Wer verstehen will, dem empfehlen wir diese Einführung ins Thema.

Modern Money Theory

Autoren: Wray, L. Randall
Seitenanzahl: 496
Erscheinungstermin: 06.10.2022
Format: Softcover
ISBN: 978-3-86470-852-7

Jetzt sichern Jetzt sichern