Der Bau von Nord Stream 2 ist abgeschlossen. Gazprom erklärte, dass diese Pipeline nicht nur für den Transport von fossilem Erdgas genutzt werden könne, sondern auch für die Belieferung von Deutschland und anderen europäischen Ländern mit grünem Wasserstoff. Nach Ansicht der Deutschen Umwelthilfe (DUH) ist dies eher unwahrscheinlich.
So erklärte der DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner: "Der Traum von einer grünen Wasserstoffversorgung über Nord Stream 2 erweist sich als Luftschloss." Hierzulande hatte beispielsweise der Ost-Ausschuss der deutschen Wirtschaft der Pipeline großes Potenzial zugeschrieben, "auch Wasserstoff zu transportieren und die jahrzehntelange, verlässliche Energiepartnerschaft mit Russland zu einer Klimapartnerschaft weiterzuentwickeln."
Russland will mit Deutschland bei der Wasserstoffproduktion zusammenarbeiten und ist bereit zur Lieferung des Energieträgers auch in andere Staaten Europas, wie der der Minister für wirtschaftliche Entwicklung, Maxim Reschetnikow, bei einem Treffen mit dem deutschen Botschafter in Moskau, Géza Andreas von Geyr, sagte. "Wir sehen Deutschland hier als einen der Partner mit den besten Perspektiven", sagte der Minister.
"Grüner" Wasserstoff, der ausschließlich mit erneuerbarer Energie gewonnen wird, gilt als einer der Hoffnungsträger im Kampf gegen den Klimawandel. Er kann als Basis für Kraft- und Brennstoffe dienen, um etwa in Industrie und Verkehr die Nutzung von Kohle, Öl und Erdgas abzulösen. So gewonnener Wasserstoff kann auch zur Speicherung von eventuell überschüssig produziertem Ökostrom dienen.
Ernüchternd niedriger Anteil an Erneuerbaren Energien
Allerdings liegt der Anteil erneuerbarer Energien in Russland nach Regierungsangaben in Moskau bisher bei lediglich einem Prozent, so dass "grüner" Wasserstoff auf absehbare Zeit dort gar nicht in größeren Mengen produziert werden kann. Der für Energiefragen zuständige Vize-Regierungschef Alexander Nowak hatte im Juni gesagt, dieser Anteil solle bis 2040 verzehnfacht werden. Zum Vergleich: In Deutschland liegt der Anteil der Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien bereits heute (Stand 2020) bei rund 47 Prozent.
Ein Import von Wasserstoff aus Russland ergäbe somit aus Sicht der DUH angesichts keinerlei Sinn. "Die russischen Wasserstoffpläne sehen vor allem die Produktion von gelbem Wasserstoff (Elektrolyse mit Atomstrom) und türkisem Wasserstoff (Pyrolyse von Methan) vor", so die DUH. "Beides widerspricht den deutschen Klimazielen."
Die Aktie von Gazprom präsentiert sich indes weiterhin in sehr starker Verfassung. Mutige können nach wie vor investiert bleiben (Stopp: 5,50 Euro).
Mit Material von dpa-AFX