Die Zuspitzung im Ukraine-Konflikt hat bei Gazprom für einen regelrechten Kurssturz gesorgt. Seit den frühen Tiefs hat sich die Aktie zwar etwas erholt. Angesichts der Sanktionen durch die EU und die USA droht nun allerdings die Zertifizierung der wichtigen Pipeline Nord Stream 2 doch noch zu platzen. Das Genehmigungsverfahren wurde durch die Bundesregierung bereits gestoppt.
Nach der Ankündigung des Stopps will sich die Betreibergesellschaft zunächst aber nicht äußern. „Wir können diese Nachrichtenmeldung nicht kommentieren und müssen entsprechende Informationen der Behörden abwarten“, hieß es am Dienstag übereinstimmend von der Nord Stream 2 AG mit Sitz im schweizerischen Zug und vom deutschen Tochter-Unternehmen Gas for Europe (GfE) mit Sitz in Schwerin.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte zuvor in einer Pressekonferenz mitgeteilt, dass er das Wirtschaftsministerium gebeten habe, den bestehenden Bericht zur Analyse der Versorgungssicherheit bei der Bundesnetzagentur zurückzuziehen. Hierdurch könne die Pipeline nicht zertifiziert werden und folglich nicht in Betrieb gehen.
Die zuständige Bundesnetzagentur stellte auf Anfrage fest: „Eine Zertifizierung des Betreibers der Nord Stream 2 bedarf einer positiven Bewertung des Bundeswirtschaftsministeriums, dass die Versorgungssicherheit nicht gefährdet ist. Diese liegt nicht mehr vor. Die Bundesnetzagentur kann das Unternehmen aktuell nicht zertifizieren.“ Ein Betrieb der Pipeline ohne diese Zertifizierung wäre laut der Behörde rechtswidrig.
Russland hat sich derweil unbeeindruckt vom Stopp sowie von der Androhung neuer Sanktionen des Westens gezeigt. „Moskau hat vor nichts Angst“, sagte Vize-Außenminister Andrej Rudenko am Dienstag in Moskau der Nachrichtenagentur Interfax zufolge.
Viele Anleger schmeißen aufgrund der angespannten Lage derzeit ihre Russland-Aktien aus dem Depot. Der Kurs von Gazprom ist schwer angeschlagen. Ein Griff ins fallende Messer bietet sich bei den Anteilscheinen, die aktuell ohnehin nur für hartgesottene Zocker geeignet sind, vorerst nicht an.
Mit Material von dpa-AFX