Der italienische Sportwagenbauer Ferrari will weiter wachsen. Gleichzeitig wird vom Umsatz aber nicht mehr so viel hängen bleiben, was sich negativ auf die Ergebnis-Marge auswirken wird, wie das Unternehmen am Mittwoch in Maranello bei der Vorlage seiner Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsjahr mitteilte. Ist das Papier dennoch ein Kauf?
Die Umsätze sollen 2022 verglichen mit dem Vorjahr um 500 Millionen auf 4,8 Milliarden Euro steigen. Auch das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) soll sich weiter positiv entwickeln und 2022 auf 1,65 bis 1,7 Milliarden Euro klettern. Im vergangenen Jahr hatte Ferrari 1,53 Milliarden Euro umgesetzt. Bei der Marge wären das mit im besten Fall 35,5 Prozent aber weniger als noch 2021. Die bereinigte Ergebnis-Marge betrug im vergangenen Jahr 35,9 Prozent.
Ferrari will unter anderem mehr Geld in Forschung und Entwicklung stecken, um neue Modelle auf den Markt bringen zu können. Mit der nun veröffentlichten Prognose blieb Ferrari zudem noch ein Stück hinter dem zurück, was auf dem Kapitalmarkttag 2018 als kumulierte Mittelfrist-Ziele bis 2022 in Aussicht gestellt wurde.
Im abgelaufenen Jahr lieferte Ferrari über 11 000 Autos aus, ein Plus von mehr als 22 Prozent. Die Umsätze stiegen noch einen Prozentpunkt stärker von knapp 3,5 auf knapp 4,3 Milliarden Euro. Das bereinigte operative Ergebnis konnte um 34 Prozent gesteigert werden. Damit erreichte der Autobauer sowohl bei den Erlösen als auch dem bereinigten operativen Gewinn seine selbstgesteckten Ziele. Unter dem Strich blieben mit 833 Millionen Euro 37 Prozent mehr Gewinn als 2020.
Ein Blick in die Zukunft: Mitte Januar berichteten Bloomberg und Automotive News Europe, dass Ferraris neuestes Mitglied der 'Icona'-Familie, der Daytona SP3 (ein V-12-Saugmotor mit 840 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von 340 km/h) in einer limitierten Auflage von 599 Stück) bereits vor seiner öffentlichen Vorstellung komplett ausverkauft war.
Der Preis für einen Ferrari Daytona SP3 liegt bei rund zwei Millionen Euro. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Ferrari-Verkaufspreis liegt bei knapp über 300.000 Euro. Jeder Daytona SP3 generiert demnach einen Umsatz von mehr als 6 „normalen“ Ferraris.
Morgan Stanley schätzt das EBIT des Daytona SP3 auf knapp 800 Millionen Euro. „Dieser entspricht 74 Prozent unserer EBIT-Prognose für das gesamte Geschäftsjahr 2021“, so Analyst Adam Jonas.
Sicherlich mag es außergewöhnlich sein, einen Auto-Hersteller zum Kauf zu empfehlen, der in der heutigen Zeit noch immer in erster Linie auf neue Verbrennermodelle und Kundentreue setzt. Dennoch hat auch Ferrari konkrete Pläne in Richtung Elektromobilität.
Ferrari wird 16. Juni 2022 am Kapitalmarkttag neue Infos zu seiner neuen E-Mobility-Strategie vorstellen. Man darf also gespannt sein, wann der erste Elektro-Ferrari vollständig ausverkauft sein wird. Die Aktie ist nach dem Rutsch von 248 Euro auf 210 Euro durchaus eine Spekulation wert.