Fastned kann der steigende Wettbewerb unter den Ladesäulenherstellern nur recht sein. Denn Fastned kauft die Ladesäulen von Anbietern wie ABB oder Alpitronic zu und versucht den Strom via Solarmodule auf der eigens entwickelten Dachkonstruktion selbst zu gewinnen.
Die Firma mit Sitz in den Niederlanden hat sich durch ihre stylischen Tankstellen für Elektrofahrzeuge in den letzten Monaten durchaus einen Namen gemacht.
Die Expertise des Managements – das Unternehmen ist eines der wenigen in der Branche mit fast zehnjähriger Erfahrung – dürfte Fastned auf jeden Fall helfen. Hinzu kommt auch die Tatsache, dass Fastned erst vor wenigen Wochen Unterstützung von Schroders Capital bekommen hat. Schroders wird den Ausbau der Tankstellen von Fastned mit einer Geldspritze von 75 Millionen Euro fördern. Zusätzlich wird Schroders neuer Ankeraktionär bei Fastned. DER AKTIONÄR sprach in diesem Zusammenhang mit Fastned-Vorstand Michiel Langezaal. - Teil 2.
DER AKTIONÄR: Herr Langezaal, wie viel kostet im Schnitt der Aufbau einer neuen Station?
Der Preis für den Bau einer neuen Station liegt in der Regel zwischen 500.000 und 1.000.000 €.
Wie gehen Sie bei der Standortwahl vor – schließlich sollten diese ja in der Nähe von Autobahnknotenpunkten liegen.
Bei der Suche nach dem passenden Standort sind für uns verschiedene Faktoren wichtig: Die Stationen müssen an hochfrequentierten Verkehrspunkten liegen, beispielsweise an Autobahnabfahrten, auf Autohöfen oder direkt an der Autobahn auf einem Rastplatz. Der Standort muss gewährleisten, dass die Schnellladestation weithin sichtbar ist, um sowohl E-Autofahrenden rechtzeitig das Signal für eine Lademöglichkeit zu geben als auch Verbrennerfahrende von einem dichten Netzwerk an Schnellladeinfrastruktur zu überzeugen und damit zum Umstieg auf die E-Mobilität zu bewegen. Zudem muss der Standort über ausreichend Fläche verfügen. Dadurch
können wir zum einen große Schnellladestationen mit Durchfahrtsprinzip,
Wendemöglichkeiten und den für Fastned typischen gelben Dächern errichten und zum anderen eine ausreichende Anzahl von Schnellladepunkten anbieten. Es sollte auch Platz für Shops und Toiletten vorhanden sein, sofern diese nicht bereits in der Nähe vorhanden sind.
In Deutschland bräuchten Anbieter wie Fastned Zugang zu attraktiven Standorten an den Autobahnen. Wo liegt das grundsätzliche Problem – und ist hier eine Lösung in Sicht?
Tank & Rast hat entlang deutscher Autobahnen eine De-facto-Monopolstellung inne. Dies gilt auch für das Angebot an Schnellladepunkten. Eine derzeit laufende Ausschreibung des Bundes zum „Deutschlandnetz“ soll erreichen, dass zusätzlich zu den von Tank & Rast bewirtschafteten Rastplätzen auch Schnellladestationen an 200 unbewirtschafteten Rastplätzen errichtet werden. Diese Ausschreibung hat grundsätzlich Potenzial, überhaupt einen Wettbewerb für Schnellladen an der Autobahn zu schaffen. Das begrüßen wir ausdrücklich. Allerdings sieht die Ausschreibung nicht vor, dass die Rastplätze generell aufgewertet werden, zum Beispiel durch das Angebot von Kiosken oder Gastronomie. Wenn das Gesamtbild nicht stimmt, ist es fraglich, ob sich die Autofahrenden dort wohlfühlen werden und ob die Schnellladestationen mit dem Angebot der Tank-&-Rast-Standorte konkurrieren und rentabel betrieben werden können. Hier muss seitens des Bundes dringend nachgebessert werden.
Sie kaufen die Ladegeräte von externen Anbietern zu – auch die Solarpanels. Worin liegt das Alleinstellungsmerkmal von Fastned im Gegensatz zu BP zum Beispiel?
Eine Fastned-Station unterscheidet sich fundamental von einer herkömmlichen
Tankstelle. Wir konzentrieren uns ausschließlich auf den Verkauf von erneuerbarer Energie an E-Autofahrende und sind nicht mit der traditionellen Öl- oder Energiewirtschaft verbunden – und das nun schon seit zehn Jahren. Deshalb wissen wir am besten, was E-Autofahrende brauchen, und wir haben unser Ladekonzept auf der Grundlage unserer Erfahrungen ständig verbessert. Zum Sammeln neuer Erfahrungen hilft unser großes Datenteam ungemein, das Daten sammelt und analysiert, die in Echtzeit von all unseren Stationen und den anderen Berührungspunkten mit unseren Kund:innen kommen. Die gewonnenen Erkenntnisse helfen dabei, unser erfolgreiches Ladekonzept zu verbessern, neue Standorte zu identifizieren und vieles mehr. Bei all unseren Entscheidungen steht der Kund:innennutzen an erster Stelle. Dazu gehört auch das Design der Stationen, das so weit wie möglich standardisiert ist, um Bau und Wartung kosteneffizient zu gestalten. Die meisten unserer Stationen sind so angeordnet, dass sie nach dem Drive-through-Prinzip angefahren werden können. Das macht umständliches Rangieren überflüssig. Außerdem sorgen die für Fastned typischen gelben Dächer dafür, dass sprichwörtlich niemand im Regen stehen muss. Aber das ist noch nicht alles. Unsere App und unsere Website bieten wertvolle Informationen über Elektrofahrzeuge, und unser Kund:innenbetreuungsteam steht den Fahrenden rund um die Uhr zur Seite. All das, um den Menschen den Umstieg auf das elektrische Fahren zu erleichtern. Das ist unsere Mission.
Sie beziehen von Stromlieferanten ausschließlich grünen Strom, den Sie über Ihre Schnellladestationen an Kunden verkaufen. Wie viel Strom davon wird über die Solaranlagen selbst produziert?
Die Solarmodule auf den Dächern decken den Eigenbedarf der Schnellladestation an Strom, zum Beispiel für die Beleuchtung oder den Betrieb der Überwachungskameras. Außerdem liefern sie Strom, um je nach Wetterlage ein paar Autos pro Tag zu laden. Wie Sie bereits richtig festgestellt haben, beziehen wir den Strom zum Laden der Fahrzeuge zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen.
Ihre Bewertung an der Börse ist trotz der zuletzt eher schwachen Börse ambitioniert. Halbjahresumsatz 12,6 Millionen Euro – im Gesamtjahr könnten es 35 Millionen Euro werden – Börsenwert 550 Millionen Euro. Wie rechtfertigen Sie die hohe Bewertung gegenüber den Anlegern?
Wir äußern uns nicht zu unserem Aktienkurs. Was ich sagen kann, ist, dass der Markt schnell wächst und unser Unternehmen sich darauf vorbereitet, von diesem exponentiellen Wachstum zu profitieren. Dieses Marktwachstum ist darauf zurückzuführen, dass die Zahl der Elektrofahrzeuge in den für uns relevanten Märkten weiterhin stark zunimmt. Nicht nur die europäische Politik, sondern auch die Automobilhersteller sind sich einig, dass die batteriebetriebene Elektromobilität in den kommenden Jahrzehnten die führende Form der Mobilität sein wird.Vor Kurzem konnten wir einen großen institutionellen Investor in unserem Unternehmen begrüßen, der eine Prämie auf den Aktienkurs gezahlt hat.
Warum sollten Anleger in die Aktie von Fastned investieren?
Nun, ich bin kein Anlageberater. Aber wie ich schon sagte: Wir sind in einem
exponentiell wachsenden Markt tätig. Wir haben zehn Jahre Erfahrung auf diesem Markt und bauen unser Netz aus, um für all die Elektrofahrzeuge gerüstet zu sein, die auf die Straßen kommen: 20 Millionen Elektrofahrzeuge werden bis 2030 auf den Straßen der EU unterwegs sein, und Ermutigung und Vertrauen kommen auch von politischer Seite, wie der EU-Plan „Fit for 55“ zeigt, der die Elektromobilität als eine Säule der Dekarbonisierung des Verkehrs sieht.
Vielen Dank für das Interview.