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04.03.2022 Jochen Kauper

Eurobattery Minerals: „Europa muss unabhängiger werden“

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EUROBATTERY MINERALS AB NAMN-AKTIER O.N.

Eurobattery Minerals ist relativ neu auf dem deutschen Kurszettel und vielen Anlegern noch unbekannt. Das Unternehmen will in Europa Batterieminerale fördern und bedient damit gleich drei wichtige Trends. Die Transformation der Autoindustrie, deren – auch gesetzlich bald verankerte – nachhaltige Rohstoffversorgung aus zertifizierten Quellen sowie die Autarkie Europas beim Zugang zu kritischen Rohstoffen, was gerade vor dem Hintergrund der Ukrainekrise politisch forciert wird. Darüber und über die Zukunftspläne von Eurobattery Minerals sprach DER AKTIONÄR mit CEO Roberto García-Martínez.


DER AKTIONÄR: Herr García-Martínez, Eurobattery Minerals konzentriert sich auf die Produktion von ethisch geförderten und rückverfolgbaren Batteriemineralen für Europa. Warum ist das so wichtig?

Roberto García Martínez: Die meisten Menschen sind sich einig darüber, dass nachhaltig erzeugter Strom eine der wichtigsten Säulen sein wird, wenn die globale Erwärmung reduziert werden soll. Dies ist auf dem Pkw-Markt sehr deutlich geworden, wo Pioniere wie Tesla im Grunde alle großen Automarken dazu veranlasst haben, eigene Elektromodelle anzubieten. Der gemeinsame Nenner für all dies ist, dass die Verwendung von Batterien zur Speicherung von Strom dient, was eine große Nachfrage bei den Zulieferern ausgelöst hat. Zur Herstellung von Batterien werden große Mengen an Mineralen wie Kupfer, Kobalt und Nickel benötigt. Obwohl heute ein großer Schwerpunkt auf dem Recycling von Batteriemineralen liegt, wird es dringend erforderlich sein, neue und nachhaltige Quellen zu erschließen. Denn die Hauptlieferanten dieser Minerale sind derzeit China, Kongo und Chile, wo die Rohstoffe unter verheerenden Bedingungen für die Umwelt und die Menschen gewonnen werden. Heute werden nur 2 bis 4 Prozent der Batterien, die die europäische Automobilindustrie in Europa benötigt, auch in Europa produziert. Europa muss unabhängiger werden. Der Fokus muss dabei auf ethisch geförderten und lückenlos nachverfolgbaren Batteriemineralen liegen.


DER AKTIONÄR: Was ist der größte Wettbewerbsvorteil gegenüber klassischen Anbietern, was sind ggf. Nachteile?

Roberto García Martínez: Der größte Vorteil liegt darin, dass wir die notwendigen Minerale für die „elektrische Revolution“ ausschließlich in Europa fördern. Das bedeutet, dass wir uns hiesigen strengen Auflagen und Standards unterwerfen. Es gibt also in unseren Explorations- und Förderstätten weder Menschenrechtsverletzungen noch Umweltverschmutzungen. Unser großer Vorteil heißt: Nachhaltigkeit! Natürlich können die Autobauer auch Kobalt aus dem Kongo kaufen. Doch dann können sie sich nie sicher sein, ob das Kobalt von dort nicht von Kindern in unzulänglich gesicherten und ausgestatteten Minen, also unter menschenunwürdigen Bedingungen, gefördert worden ist. Der Nachteil könnte sein, dass wir unsere Minerale zu einem leicht höheren Marktpreis anbieten werden müssen. Aber wir wissen aus Umfragen, dass die Endverbraucher bereit sind, einen höheren Preis zu bezahlen, wenn sie sicher sein können, dass alle Komponenten ihres E-Autos nachhaltig produziert worden sind, auch und gerade die Batterie.


DER AKTIONÄR: Können Sie kurz umreißen, wo Sie mit ihren Projekten stehen?

Roberto García Martínez: Wir sind insbesondere mit unseren Projekten in Spanien und Finnland bereits weit fortgeschritten. Die bisherigen Bohrergebnisse haben unsere Erwartungen bei weitem übertroffen. In unserem spanischen Projekt Corcel können wir mit etwa 60 Millionen Tonnen Gestein mit einem Nickelgehalt von durchschnittlich 0,25 % rechnen. Weitere Bohrergebnisse stehen aus und wir sind guter Hoffnung, dass sich der nickelhaltige Erzkörper als noch viel größer erweisen wird. Wir erwarten die Endergebnisse in den nächsten Monaten. Wir haben außerdem eine neue Bohrkampagne auf unserem Hautalampi-Projekt in Finnland im Dezember 2021 beendet. Wir wissen bereits, dass wir in Hautalampi über hochwertige Nickel-, Kupfer- und Kobaltvorkommen verfügen und mit doppelt so großen Ressourcen rechnen können, wie erwartet. Wenn wir weiter im Zeitplan bleiben, werden wir Ende 2023 in Produktion gehen können, in Spanien sogar im Tagebau.

DER AKTIONÄR: Welche Investitionen sind bis dahin noch nötig?

Roberto García Martínez: Wir stellen zurzeit unseren JORC-Bericht fertig, der dann als werthaltige Basis für die weiteren Planungen genutzt werden kann. Der Bericht enthält nachweisbare Informationen über die verfügbaren Mineralreserven unter der Oberfläche und deren geologische Struktur. Da die Ausbeutungs- und Verarbeitungsmethode die Investitionssumme maßgeblich bestimmt, kann diese erst dann verlässlich und begründbar definiert werden.


DER AKTIONÄR: Gibt es schon Abnahmeverträge mit Autoherstellern oder Batterieherstellern?

Roberto García Martínez: Bisher noch nicht. Aber wir sind mit einigen Autoherstellern und Batterieproduzenten im Gespräch. Mit zwei bis drei potenziellen Kooperationspartnern sind wir bereits in einer sehr konkreten Phase der Verhandlungen.

Eurobattery Minerals

DER AKTIONÄR: Wie sieht es mit der Finanzierung aus, reichen die aktuellen Finanzmittel, um Eurobattery Minerals ohne Aufnahme zusätzlichen Kapitals in die Produktion zu führen?

Roberto García Martínez: Eurobattery Minerals ist ein Start-up-Unternehmen, das das Ziel verfolgt, eine gute Rendite für seine Investoren zu generieren. Wir haben eine solide Investorenbasis, die uns bisher Kapital zur Verfügung gestellt hat und auch weiterhin zur Verfügung stellen wird. Um kein Geld unsinnig zu verbrennen, gehen wir schrittweise vor. In jeder Phase werden die Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit der aktuellen Projekte unter Einsatz der minimal erforderlichen Finanzmittel geprüft. Erst, wenn die jeweiligen Ergebnisse der einzelnen Phasen weitere Ausgaben für die jeweiligen Projekte rechtfertigen, nehmen wir den nächsten Schritt der Projektentwicklung in Angriff. Bis zur Produktionsphase, in der wir eigene Einnahmen generieren werden, ist schrittweise zusätzliches Kapital notwendig. Sehr hilfreich ist dabei die Tatsache, dass die bisherigen Ergebnisse unserer aktuellen Projekte viel besser als erwartet sind.


DER AKTIONÄR: Europaweit gibt es sogenannte Lieferkettengesetze, in Deutschland soll dieses 2023 in Kraft treten. Das spricht für den Geschäftsansatz von Eurobattery Minerals. Wie wichtig sind derartige Gesetze für Eurobattery Minerals?

Roberto García Martínez: Sehr wichtig! In Europa soll ein weltweiter „Goldstandard“ in Sachen Nachhaltigkeit entstehen und dafür hat die Europäische Kommission bislang zwei batteriebezogene IPCEI (Anm. d. Red: Important Projects of Common European Interest / Vorhaben mit gemeinsamem europäischem Interesse) mit einem Gesamtwert von 20 Milliarden Euro aus öffentlichen und privaten Mitteln genehmigt. Bereits am 10. Dezember 2020 hat die Europäische Kommission einen Vorschlag für die neue Batterieverordnung veröffentlicht. Alle auf dem EU-Markt befindlichen Batterien sollen, so das Ziel, während ihres gesamten Lebenszyklus nachhaltig und sicher sein. Der Ruf nach einem „Batteriepass“ ist nicht mehr zu überhören. Der Pass gewährleistet Rückverfolgbarkeit, Überwachung und Transparenz aller Batterien. Bis zum 1. Januar 2026 soll jede Industriebatterie und Traktionsbatterie mit einer Kapazität von mehr als 2 Kilowattstunden einen individuellen Pass erhalten. In gewisser Weise also eine digitale Akte. Das alles trägt zu mehr Transparenz im Handel mit kritischen Rohstoffen bei und Eurobattery Minerals erfüllt sämtliche dieser strengen, neuen Regularien.

EUROBATTERY MINERALS AB NAMN-AKTIER O.N. (WKN: A2PG12)


DER AKTIONÄR: Es ist kein Geheimnis, dass beispielsweise mit der Förderung von Kobalt im Kongo auch Kinderarbeit verbunden ist. Damit würden nach den Maßstäben des geplanten Lieferkettengesetzes die Elektrofahrzeuge, die aktuell vom Band laufen, eigentlich alle unethisch sein – kann man das so pauschal sagen?

Roberto García Martínez: Solange die Herkunft des Kobalts aus dem Kongo nicht einwandfrei nachweisbar ist, muss das wohl angenommen werden. Etwa 70 Prozent des auf der Erde geförderten Kobalts kommen aus dem Kongo. Da ist es nur schwer vorstellbar, dass die großen Elektro-Autobauer sich nicht auch dieser Quelle bedienen. Der Großteil des kongolesischen Kobalts wird im industriellen Bergbau gewonnen. Das läuft über verschiedene große, internationale Unternehmen, die sich in der Regel an weltweit geltende Vorschriften halten. Aber bis zu 20 Prozent des im Kongo geförderten Kobalts entfallen auf den Kleinbergbau. Und hier befinden wir uns im absoluten Graubereich: Hier werden tiefe Stollen gegraben, die Einsturzgefahr ist hoch, hier sterben Menschen. Und die Bezahlung liegt oft unter dem kongolesischen Mindestlohn von etwa 4 US-Dollar am Tag.


DER AKTIONÄR: Was spricht dagegen, dass die bisher konventionell produzierenden Rohstofflieferanten auf ethische und nachhaltige Produktion umstellen? Ist das ein realistisches Szenario bzw. im Wettbewerb auch ein Risiko für Eurobattery Minerals?

Roberto García Martínez: Das ist nur sehr schwer vorstellbar, solange das Geschäft läuft. Warum sollte Chile plötzlich auf umweltschonenden Abbau von Lithium umstellen, wenn die Abnehmer den chilenischen Bergbauunternehmen den teuren Rohstoff aus den Händen reißen? Es gibt schlicht und ergreifend keine alternativen Angebote. Solange Europa nicht mehr Minen zulässt und die Lizenzvergabe deutlich entbürokratisiert und vereinfacht, ist es unmöglich, nachhaltige Alternativen aufzubauen. Das Absurde ist, dass es all diese Rohstoffe in europäischen Böden gibt. Wir müssen nur zurückfinden zum Bergbau. Zu einem modernen, minimalinvasiven Bergbau, der mit riesigen Abraumhalden und Langzeitschäden für die Umwelt nichts mehr zu tun hat.


DER AKTIONÄR: Ist Ihrer Ansicht nach die 100 % ethische Versorgung der Branche mit den kritischen Rohstoffen überhaupt im geforderten Volumen möglich?

Roberto García Martínez: Ja, wenngleich es ein noch langer Weg ist. Zunächst sollten alle Ressourcen in den Böden Europas und anderen Ländern der Erde, in denen nach hohen menschenrechtlichen Standards und unter strengen Umweltauflagen geschürft wird, exploriert und verifiziert werden, um sie in beschleunigten Lizenzvergabeverfahren fördern zu können. Dazu muss sich aber generell das Verhältnis insbesondere der europäischen Regierungen zum modernen Bergbau ändern. Es gibt in deutschen Böden etwa Lithium, Kupfer und sogar „Seltene Erden“, aber die Lizenzvergabe für die Ausbeutung solcher Bodenschätze dauert bis zu 10 Jahre, wenn sie überhaupt erteilt wird. Es muss klar sein: Der Bergbau von heute mit seinen technischen Möglichkeiten hat nichts mehr zu tun mit dem Bergbau vor 50 und mehr Jahren, der die Bergbaubranche insgesamt in Verruf gebracht hat. Der moderne Bergbau ist sehr präzise, minimalinvasiv und nachhaltig. Wenn sich das Verständnis ändert und damit auch die Akzeptanz, dann ist eine Versorgung der E-Mobilität mit ethisch geförderten Mineralen in Verbindung mit optimalen Recyclingverfahren durchaus möglich.


DER AKTIONÄR: Gehen Sie davon aus, dass die Auto- bzw. Batteriehersteller bereit sein werden höhere Preise für die entsprechenden „ethisch sauberen“ Rohstoffe zu bezahlen?

Roberto García Martínez: Ja, davon gehe ich aus. Die Bereitschaft der Endverbraucher, mehr für ein ethisch produziertes Fahrzeug zu bezahlen, ist sehr hoch. Einer repräsentativen Umfrage von YouGov zufolge sind etwa 40 Prozent der Befragten bereit, einen höheren Preis für ein Auto zu zahlen, dessen Komponenten auf nachhaltige Weise hergestellt wurden. Und 65 Prozent würden die europäischen Regierungen dazu ermutigen, den Abbau von Batteriemineralen in Europa stärker zu fördern. Wer ein Elektroauto kauft, möchte etwas Gutes für die Umwelt tun, möchte eine Garantie dafür haben, dass die Batterieminerale wie Kobalt, Nickel, Kupfer, Lithium oder Seltene Erden nicht von Kinderhand im Kongo oder zu Lasten der indigenen Völker in der chilenischen Atacama-Wüste gefördert wurden. Dafür sind sie bereit, mehr zu bezahlen.


DER AKTIONÄR: Die russische Invasion in die Ukraine hat weitreichende Auswirkungen auf die wirtschaftlichen Beziehungen zu Moskau. Russland ist ein wichtiger Rohstofflieferant, nicht nur für Erdöl, Kohle und Gas, sondern auch für Eisenerz, Nickel, Kupfer, Kobalt und Platingruppenmetalle. Was bedeutet es für Ihr Geschäft, wenn Russland als Exporteur ausfällt?

EUROBATTERY MINERALS AB NAMN-AKTIER O.N. (WKN: A2PG12)

Roberto García Martínez: Zunächst möchte ich der unter diesem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg leidenden ukrainischen Bevölkerung mein tiefstes Mitgefühl aussprechen. Russland, Putin ist der Aggressor. Zu Recht werden er und seine Machtelite wirtschaftlich und politisch geächtet. Natürlich hat das auch Auswirkungen auf uns, auf unsere Wirtschaft. Der russische Konzern Nornickel ist einer der weltweit größten Produzenten für Nickel und Palladium. Die Lage verdeutlicht, wie notwendig es ist, Europa sowohl beim Thema Energie als auch bei der Versorgung mit mineralischen Rohstoffen in eine weitgehende Unabhängigkeit zu bringen.


DER AKTIONÄR: Wo sehen Sie Eurobattery Minerals in fünf Jahren?

Roberto García Martínez:Meine Vision ist sehr klar. Ich rechne fest damit, dass wir in 5 Jahren unsere Betriebsstätten in Finnland und Spanien in Produktion gebracht haben werden und wir Kupfer sowie Kobalt und Nickel aus Europa in signifikanten Mengen unabhängig von Drittstaaten, nachhaltig und sozialverträglich liefern können. Ich gehe auch davon aus, dass wir weitere Projekte in Europa ausgewählt und übernommen haben werden, um die Liefermengen der Minerale noch weiter steigern zu können. Hier stehen deutschsprachige Länder in unserem Fokus.

Herr García Martínez, vielen Dank für das Interview!

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