Seit Monaten kennt die E.on-Aktie nur die Richtung nach oben. Am Mittwoch hat der DAX-Titel einmal mehr ein neues 52-Wochen-Hoch erreicht. Der Chef des Versorgers, Leonhard Birnbaum, warnt dennoch vor der Entwicklung in der Energiewelt und kritisiert vor allem den Ausstieg aus der Atomkraft in Deutschland.
An diesem Samstag, den 15. April gehen die letzten drei Atomkraftwerke in Deutschland vom Netz. „Ich bedaure das“, findet in Birnbaum im Interview mit dem Handelsblatt klare Worte. „Wir schalten Weltklasse-Anlagen ab, die von Weltklasse-Mitarbeitern und Experten Jahrzehnte sicher und zuverlässig betrieben wurden.“ Einen Weiterbetrieb hält er technisch zwar für möglich, erst 2024 werden die Rückbauarbeiten so weit sein, dass sie nicht mehr so leicht umkehrbar wären. An eine Rolle rückwärts der Bundesregierung glaubt der E.on-Chef aber nicht.
Angesichts der sturen Haltung des Bundes sieht er auch den Kohleausstieg als gefährdet an. „Wenn bis 2026 niemand eine Investitionsentscheidung für alternative Kraftwerke getroffen hat, dann wüsste ich nicht, wie wir 2030 aus der Kohle aussteigen sollen“, so Birnbaum. Trotz der neuen Bemühungen aus der Politik sagt er ganz klar: „Allein bei der Netzinfrastruktur werden wir mit den aktuellen Verfahren auf gar keinen Fall die Geschwindigkeit erreichen, die wir brauchen, um die Ausbauziele für Erneuerbare zu erreichen.“ Kritik äußert er dabei an der komplexen Verwaltung mit jahrelangen Genehmigungsverfahren.
Die Worte von Birnbaum sind deutlich. In Deutschland muss sich noch viel tun, gerade der Atomausstieg wirft weiter viele Fragen auf. Dennoch: Zumindest die Versorger sind gut gerüstet für die neue Energiewelt, auch E.on sollte profitieren. Angesichts der hohen Relativen Stärke lassen Anleger die Gewinne bei der Dividendenperle (aktuelle Rendite: 4,3 Prozent) laufen.