Während der Großteil der deutschen Aktien am heutigen Donnerstag unter Corona-Ängsten leidet und teils stark verliert, glänzt ein kleiner Automobilzulieferer: ElringKlinger. Der Kurs explodiert zeitweise um mehr als 20 Prozent auf das höchste Niveau seit Dezember, als der Small Cap ein Zwischenhoch markierte. Der Grund für den Kurssprung: Mit Airbus will man gemeinsam einen Brennstoffzellen-Antrieb für Flugzeuge entwickeln.
Es ist ein echter Hoffnungsschimmer für die an schlechte Nachrichten gewöhnten Anleger von ElringKlinger. Im frühen Xetra-Handel waren die ElringKlinger-Papiere bis auf 8,63 Euro hochgesprungen. Zuletzt stand noch ein Plus von gut 15 Prozent auf 8,27 Euro zu Buche. Die Anteilsscheine von Airbus konnten sich derweil dem Kursrutsch am Gesamtmarkt nicht entziehen und fielen um mehr als drei Prozent.
ElringKlinger und Airbus wollen noch in diesem Jahr ein Gemeinschaftsunternehmen gründen, dem der Zulieferer nun seine Technologie zur Verfügung stellt und die für die Entwicklung nötigen Komponenten liefert. Airbus hatte kürzlich angekündigt, bis 2035 ein Flugzeug mit einem mit Wasserstoff betriebenen Brennstoffzellen-Antrieb bauen zu wollen (DER AKTIONÄR berichtete). Wasserstoff gilt als wichtiger Baustein für eine klimafreundliche Energieversorgung, da bei der Nutzung keine Treibhausgase entstehen.
Analysten lobten die Kooperation der beiden Unternehmen. "Dieser Schritt ist ein Meilenstein für den Autozulieferer ElringKlinger auf dem Weg, seine Fähigkeiten im Bereich der Brennstoffzellen-Technologie zu kommerzialisieren", schrieb etwa der Fachmann Marc-Rene Tonn vom Analysehaus Warburg Research. Der Konzern habe immerhin gut 20 Jahre Forschung und Entwicklung dafür investiert.
Analystin Yasmin Steilen von der Commerzbank schränkte zwar ein, dass vor dem Jahr 2035 kaum nennenswerte Umsatzbeiträge aus der Partnerschaft erwachsen dürften. Dennoch sei die Nachricht klar positiv, denn sie zeige, dass ElringKlinger konkurrenzfähige Produkte in diesem Segment am Start habe. Wichtig sei auch, dass die Entscheidung von Airbus eine positive Signalwirkung mit Blick auf den verstärken Einsatz der Wasserstoff-Brennstoffzellen-Technologie insgesamt haben dürfte. Die Analystin strich ihre Verkaufsempfehlung für die ElringKlinger-Aktie.
Airbus zahlt derweil im Zuge der Kooperation einen niedrigen bis mittleren zweistelligen Millionenbetrag an ElringKlinger. Steilen rechnet mit einer Summe zwischen 20 und 40 Millionen Euro. Derweil sei die Nettoverschuldung des Unternehmens zwar weiterhin sehr hoch, allerdings gebe es auf kurze Sicht auch wegen noch ungenutzter Kreditlinien keine Liquiditätsprobleme.
ElringKlinger ist vor allem mit Komponenten für den klassischen Verbrennungsmotor wie Zylinderkopfdichtungen groß geworden, inzwischen aber auch stark in der Entwicklung von Elektroantrieben und Brennstoffzellen engagiert. Auf der IAA im vergangenen Jahr zeigten die Württemberger unter anderem Brennstoffzellen-Systeme auf Basis der eigenen PEM-Stack-Technologie. Das traditionelle Automobilgeschäft aber lastet trotz des aktuellen Kurssprungs immer noch schwer auf dem Aktienkurs.
Der Zulieferer hat seit Jahren einerseits mit der Flaute am Automarkt und den internationalen Handelskonflikten, aber andererseits auch mit Kostenproblemen zu kämpfen, die kurioserweise mit einer zu hohen Kapazitätsauslastung der Werke in Nordamerika zusammenhängen. Denn wegen der hohen Nachfrage vor Ort musste das Unternehmen teure Extraschichten fahren und Sonderfrachten organisieren.
In der Summe haben diese Belastungsfaktoren den Aktienkurs von ElringKlinger vom Rekordhoch im Jahr 2013 bei 35,51 Euro bis auf das coronabedingte Zwischentief im März dieses Jahres bei 3,42 Euro gedrückt, während am Gesamtmarkt in diesem Zeitraum immer neue Rekorde gefeiert wurden. Aus charttechnischer Sicht sind die Papiere derweil bereits seit Mitte September gut unterstützt, als der Kurs seinen gleitenden 200-Tage-Durchschnitt überschritt. (Mit Material von dpa-AFX)
Auch wenn es bis zu zählbaren Erfolgen noch ein langer Weg ist, dürfte sich die Airbus-Kooperation für ElringKlinger auszahlen. Ein paar Stücke im Depot dürften langfristig nicht schaden.
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