Mehr als 1.000 Prozent ist der Kurs der Nio-Aktie im laufenden Jahr gestiegen. Zuletzt hat Nio den Hype rund um die Elektroauto-Hersteller genutzt, um sich neues Geld über die Börse zu besorgen. Im Anschluss legte das Papier den Rückwärtsgang ein.
Sicherlich schmeckte diese Nachricht nicht allen Anlegern. Jedoch braucht Nio neues Geld, um die Modellpalette auszuweiten, das eigene Akku-Wechsel-Konzept auszubauen und ein eigenes Ladenetzwerk hoch zu ziehen.
DER AKTIONÄR sprach mit Hiu Zhang, Vice-President-Europe von Nio über den aktuellen Stand und die zukünftigen Projekte des Elektroauto-Start-ups.
DER AKTIONÄR: Herr Zhang, welche Rolle spielt die Geschwindigkeit in der heutigen Zeit im Bereich E-Mobility?
Hiu Zhang: Geschwindigkeit spielt in der Automobilindustrie immer eine bedeutende Rolle. In der E-Mobility-Branche ist Geschwindigkeit natürlich absolut entscheidend. Vor allem für uns als noch sehr junges Unternehmen, denn die Wettbewerber schlafen nicht.
Wir sind sehr schnell in der Entwicklung unserer Produkte. NIO hat bislang jedes Jahr ein neues Premium-Auto vorgestellt und launcht regelmäßig neue Services. Außerdem arbeiten wir intensiv an der Weiterentwicklung unserer Technologien im Bereich des autonomen Fahrens.
Geschwindigkeit wird auch ein entscheidender Faktor sein, wenn es um den User der Zukunft geht, denn dieser wird noch digitaler unterwegs sei. Konkret bedeutet das Smart EVs, auf welche wir uns ausschließlich fokussieren, müssen ganz andere Voraussetzungen erfüllen, um die veränderten Wünsche unserer User zu erfüllen. Beispielsweise müssen Softwareupdates so einfach und störungsfrei wie möglich aufgespielt werden können. NIO bietet deshalb die Möglichkeit des Firmware-over-the-Air-Updates (FOTA) an. Das bedeutet, unsere Elektroautos müssen für ein Update nicht mehr in der Werkstatt an einen Diagnosecomputer angeschlossen werden, sondern bekommen das Update per mobiler Internetverbindung aufgespielt.
DA: Was dürfen die Nio-Fans am 9. Januar am Nio Day erwarten?
Der NIO Day am 9. Januar 2021 wird wie gewohnt ein besonderes Ereignis für unsere User sein und das Motto „Always Forward“ tragen. Veranstaltungsort ist dieses Mal Chengdu, die Hauptstadt der Provinz Sichuan im Südwesten Chinas. Unser Firmengründer und CEO, William Li, wird wieder ein neues NIO-Modell vorstellen und ich kann jetzt schon verraten, dass es kein SUV, sondern eine Limousine sein wird, die auf der neuen Plattform NT 2.0 basiert
Wie weit sind sie in punkto Autonomes Fahren?
Autonomes Fahren war von Beginn an zentrales Element unserer technologischen Entwicklung, an welcher unsere Kollegen im Silicon Valley arbeiten. Und wir machen sehr gute Fortschritte. Die Vorstufen, welche bereits jetzt einsatzbereit sind – bei NIO in China bewegen wir uns auf dem Level 2,5 – ermöglichen ein neues, entspannteres und sichereres Mobilitätserlebnis.
2020 haben wir die Funktion Navigate on Pilot (NOP) in unseren Autos freigeschaltet. Das NOP-System ist eine tiefgehende Softwareintegration des Navigationssystems und der auto-assistierten Fahrfunktion des NIO-Pilot. Es ermöglicht dem Fahrzeug, dem von der Navigation geplanten Weg zu folgen, unter bestimmten Bedingungen auf Hauptverkehsstraßen und Autobahnen automatisch Ein- und Ausfahrten zu nehmen, zu überholen oder einfach nur entspannt zu cruisen.
Wann wird bei ihnen Level 4 bzw Level 5 möglich sein?
Für uns als Autohersteller stand autonomes Fahren von Beginn an immer im Mittelpunkt. Wir waren beispielsweise der erste Hersteller, der den Mobileye EyeQ4-Chip in Serie verwendet, die Software und das Steuerungssystem aber selbst entwickelt hat.
Für mich bedeutet das generell, dass die technischen Voraussetzungen für fortgeschrittene Level im Bereich Autonomes Fahren grundsätzlich schnell geschaffen sein werden, die Technologien aber noch nicht in vollem Umfang eingesetzt werden können, bevor nicht sämtliche rechtlichen Rahmenbedingungen definiert sind.
Wie viele Fahrzeuge könnte JAC maximal für Nio im Jahr bauen?
Wir pflegen eine sehr enge Abstimmung mit JAC in Bezug auf die Erhöhung des Produktionsvolumens und können insgesamt bis zu 120.000 Einheiten pro Jahr bei JAC in Hefei produzieren lassen.
Durch die Kooperation mit JAC – geht hier Nio nicht in Sachen Marge einiges durch die Lappen. Sprich wäre es nicht sinnvoller, die Autos selbst zu bauen?
Wir arbeiten in einem sehr innovativen, neuen Modell innerhalb der chinesischen Automobil-Iindustrie, indem wir anstatt in einer eigenen Produktionsstätte bei dem chinesischen Autohersteller JAC unsere Fahrzeuge fertigen lassen. Dadurch unterscheiden wir uns signifikant vom traditionellen Modell der Produktion – und bis zu einem bestimmten Fertigungsvolumen macht es tatsächlich auch weniger Sinn, eine eigene Fabrik zu betreiben.
Des weiteren stellen wir JAC unser Qualitätsmanagement für Prozess- und Produktionstechnik zur Verfügung, in dem wir dafür ein eigenes NIO-Team bei JAC integriert habe. Unsere Experten arbeiten Schulter an Schulter mit den Experten von JAC in der Fabrik. Das zeigt, dass JAC bereit ist, NIO auch in Zukunft als Partner zu unterstützen.