Der Vorstandschef des Autozulieferers Continental, Elmar Degenhart, hat sich gegen Vorwürfe gewehrt, bei den bevorstehenden Einschnitten in dem Konzern handele es sich um ein reines Sparprogramm. "Mitten in einem historischen Umbruch der Industrie machen wir Continental zukunftsfähig", sagte er der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" (Freitag). "Mir ist aber wichtig, dass wir nicht von einem reinen Sparprogramm reden." Continental entwickele ein komplett neues Wachstumsmodell.
Das Unternehmen will weltweit 30.000 Stellen "verändern", davon 13.000 in Deutschland. Neben dem Wegfall von Stellen zählen auch Umschulungen von Mitarbeitern und Verlagerungen von Jobs dazu. Arbeitnehmervertreter kritisierten die Pläne scharf. Degenhart wollte ausdrücklich nicht direkt von Stellenabbau sprechen. "Veränderung kann für die Beschäftigten auch Weiterqualifizierung, interne Umsetzung oder Verkauf eines Unternehmensteils unter Erhalt des Jobs bedeuten.
Mit Blick auf den Standort Aachen mit 1.800 Mitarbeitern räumte Degenhart aber ein, dass es dort wahrscheinlich nicht ohne Entlassungen gehen werde. "Es wäre nicht fair, etwas anderes zu behaupten. Aber wir werden alles tun, um sie so sozialverträglich und fair wie möglich zu gestalten." In der Produktion in Aachen habe ein hoher Anteil der Belegschaft keine oder keine relevante Berufsausbildung. "Wir werden daher zum Beispiel diesen Mitarbeitern eine Qualifizierung anbieten, zum Beispiel in der Logistik."
Das Analysehaus Jefferies hat das Kursziel für Continental vor den anstehenden Quartalszahlen von 105 auf 123 Euro angehoben und die Einstufung auf "Buy" belassen. Die meisten Autozulieferer sollten die Erwartungen übertreffen, da die Pkw-Produktion überraschend gut ausgefallen sei, schrieb Analyst Sascha Gommel in einer am Freitag vorliegenden Branchenstudie. Die jüngst gestiegenen Aktienkurse ließen aber vermuten, dass auch die Schätzungen der langfristig orientierten Analysten bereits gestiegen seien. Für weitere Kurszuwächse müssten die Konsensschätzungen deshalb schon deutlich übertroffen werden und die Ziele für 2021 sichtbar steigen. Continental könnte mit den Quartalszahlen am stärksten positiv überraschen. Am 11. November veröffentlicht Continental seinen Quartalsbericht.
Die Aktie von Continental präsentiert sich derzeit sehr stark. Das Papier notiert mittlerweile nur noch knapp unter dem Septemberhoch von 96,56 Euro. Gelingt der Sprung darüber, wäre dies ein erstes positives Signal. Der Befreiungsschlag wäre es, wenn der Ausbruch über das Junihoch bei 100,95 Euro gelänge. Nach unten sichert die kürzlich überwundene 200-Tage-Linie. Anleger warten ein klares Signal ab.
(Mit Material von dpa-AFX)