Bundesarbeitsminister Hubertus Heil zeigt sich irritiert über das Ausmaß der Pläne beim Autozulieferer Conti, weitere Standorte dichtzumachen. Mit Blick auf die Schließung der Reifenproduktion des DAX-Konzerns in Aachen bis Ende 2021 sagte der SPD-Politiker der "Rheinischen Post" (Samstag): "Es ist ohne Frage so, dass die Automobilbranche von der Corona-Krise hart getroffen ist und zusätzlich in einem Transformationsprozess steckt. Trotzdem habe ich kein Verständnis für ein radikales Jobabbau-Programm in diesem Bereich." Das betreffe auch den Conti-Standort Aachen, "der ja schwarze Zahlen geschrieben hat".
Weitere Politiker und auch Gewerkschafter hatten sich bereits sehr kritisch zu dem Vorhaben geäußert. Am Stammsitz Hannover-Stöcken, wo derzeit vor allem noch Forschung betrieben wird, will das Unternehmen nun ebenfalls Stellen streichen. Hier sind es nach Angaben eines Firmensprechers weitere 150 Arbeitsplätze, wie die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" berichtete – betroffen sein soll der Geschäftsbereich, der Maschinen für die Reifenfertigung herstellt.
Unter dem Druck des Strukturwandels in der Autoindustrie und der Corona-Absatzkrise will Continental weltweit 30.000 Stellen "verändern", davon 13.000 in Deutschland. Dazu gehören neben Umschulungen von Mitarbeitern auch viele Streichungen oder Verlagerungen von Jobs.
Kürzlich war bekanntgeworden, dass der nach Bosch zweitgrößte Autozulieferer die Reifenproduktion in Aachen beenden will. Es ist das außer Korbach (Hessen) einzige verbleibende große Reifenwerk in Deutschland, etwa 1,800 Jobs sind bedroht. Zur Begründung führt der Konzern – wie im Fall Hannovers – Überkapazitäten und eine bereits seit Jahren unterdurchschnittliche Entwicklung der Reifenmärkte an.
Die Aktie von Continental befindet sich derweil in einem seit Wochen ausgebildeten Seitwärtstrend. Zuletzt konnte das Papier über die 200-Tage-Linie ausbrechen, um jedoch nur kurze Zeit später wieder darunter zurückzufallen. Anleger bleiben hier weiter an der Seitenlinie.
(Mit Material von dpa-AFX)