Beim Autozulieferer Continental gehen die Gedankenspiele zur Aufspaltung des Konzerns laut einem Pressebericht noch über jüngst kolportierte Ideen hinaus. Es gebe bereits einen Plan zur Aufspaltung des Konzerns in vier eigenständige Teilbereiche, berichtete das "Manager-Magazin" ("MM") am Donnerstag unter Berufung auf Unternehmenskreise. Die Aktie von Continental reagiert mit einem kräftigen Kursplus von 3,5 Prozent und führt damit die Gewinnerliste des Tages im DAX an.
Zuletzt hatte das "Handelsblatt" geschrieben, Conti trage sich mit dem Gedanken, die Geschäfte für das autonome Fahren zu verselbstständigen und teils an die Börse zu bringen.
Ein Conti-Sprecher wollte den Magazin-Bericht auf Nachfrage nicht kommentieren. Zuletzt hatte es vom Unternehmen geheißen, die Zusammenarbeit der Geschäftsfelder unter einem gemeinsamen Dach habe weiterhin höchste Priorität. Weitere Schritte seien derzeit nicht geplant, sagte der Sprecher nun erneut.
Chefaufseher Wolfgang Reitzle befasse sich mit einem deutlich größeren Wurf als zuletzt spekuliert, heißt es jetzt im "MM". Das Ziel sei, den aktuell auf nur noch rund 17,5 Milliarden Euro geschrumpften Börsenwert des DAX-Konzerns zu erhöhen, indem der Wert der einzelnen Sparten für Investoren sichtbarer wird. Vor zwei Jahren sei noch unter Ex-Vorstandschef Elmar Degenhart ein entsprechendes Geheimprojekt aufgesetzt worden, nach Vorstellung von Beteiligten sei eine Wertsteigerung auf 40 bis 45 Milliarden Euro realistisch.
Neben der schon kolportierten Abspaltung des autonomen Fahrens dürften sich die Pläne zum einen um die Reifensparte drehen, das Geschäft ist die Gewinnstütze der Hannoveraner. Daneben stünden in dem Szenario auch noch die Sparte mit Kunststofftechnik und Anlagenbau (Contitech) sowie die noch bei Conti verbliebene Autozulieferung zur Trennung bereit, hieß es in der Zeitschrift. Vor einer möglichen Trennung könnte es zudem noch zu Zukäufen speziell im autonomen Fahren kommen, um weiße Flecken in der Technologie zu füllen.
Spekulationen und Fantasie von Investoren und Analysten rund um die Konzernteile von Conti gibt es schon seit vielen Jahren. Bisher konnte sich das Unternehmen jedoch nur dazu durchringen, die Antriebstechnik für Verbrenner und Elektroautos aus dem Konzerngefüge zu lösen – und auch das dauerte länger als gedacht und lief nicht wie ursprünglich geplant.
Die Aktie von Continental hat seit ihrem Zwischenhoch im November 2021 bei 111,96 Euro in den vergangenen Wochen deutlich korrigiert. Zuletzt hat das Papier jedoch einen Boden ausgebildet. Die Gerüchte verleihen erneut Fantasie. Aus charttechnischer Sicht wäre der Sprung über die 38-Tage-Linie ein erstes wichtiges Signal.