Mieser Start an den chinesischen Festlandbörsen: In Schanghai und Shenzhen purzeln die Kurse. Der CSI 300 hat seit dem Jahreswechsel zeitweise mehr als zwei Prozent verloren. Unterdessen haben aber zumindest einige Tech-Giganten aus China zulegen können. DER AKTIONÄR gibt einen kompakten Überblick über die Gründe – und mögliche Grenzen für die Mini-Rally.
Wie berichtet, gehörten am Donnerstag neben Alibaba und Baidu unter anderem auch Pinduoduo und JD.com zu den Top-Gewinnern im US-Handel. Ein Blick auf die längerfristige Performance zeigt aber, dass eigentlich nur Alibaba und Baidu diese Woche bislang ordentlich aus den Startlöchern gekommen sind. In beiden Fällen hat der Kurs prozentual zweistellig zugelegt.
Bei anderen beliebten China-Werten mit Tech- und Internet-Bezug – darunter Netease, Tencent, Pinduoduo und JD.com – hat sich dagegen unterm Strich bislang nichts getan. Einige Werte haben sich seit Jahresbeginn sogar negativ entwickelt. Pinduoduo ist klar im Abwärtstrend. Zuletzt gab es Verkäufe durch Cathie Woods ARK-Investmentfirma. Außerdem hat Tencent Anteile an JD.com und Sea Ltd. verkauft. Das führte zur Sorgen, dass sich Tencent von seiner Beteiligung an Pinduoduo trennen könnte. Ohnehin wirkt Pinduoduo relativ hoch bewertet.
Allerdings waren 2021 die Kurse von Alibaba und Baidu auch besonders unter die Räder gekommen. Auch Weibo konnte zuletzt überdurchschnittlich zulegen, war aber im Dezember dafür besonders schwach gelaufen.
Es sind also offenbar vor allem Schnäppchenjäger am Markt aktiv, die auf eine Erholung bei besonders ausgebombten China-Tech-Werten setzen. Dafür spricht auch, dass wiederum auf dem chinesischen Festland einige der am besten gelaufenen Werte des Vorjahres in den ersten Handelstagen 2022 überproportional gefallen sind. Bei Alibaba dürfte zudem der am Mittwoch antizipierte Munger-Effekt wirken (siehe Beiträge am Artikel-Ende).
Unterdessen hat der Vorsitzende der chinesischen Börsenaufsicht, Yi Huiman, heute laut Bloomberg in einem Interview mit dem chinesischen Staatsfernsehen gesagt, seine Behörde werde Maßnahmen ergreifen, um zu große Schwankungen an den Börsen zu vermeiden. Bei der Einführung wichtiger Maßnahmen werde man das Timing und die Bedingungen berücksichtigen.
Diese Aussagen sind kaum mehr als eine Selbstverständlichkeit und sollten nicht überbewertet werden. Ähnliche Äußerungen gab es zudem bereits vor einer Woche.
Technisch gesehen sind die jüngsten Anstiege bislang nur als Gegenbewegungen zu werten. Alibaba und Baidu sind gerade erst an ersten Hürden angelangt, wie ein Blick auf die Charts in diesem Artikel zeigt.
Erst in den kommenden Handelstagen wird sich zeigen, ob sich Alibaba und Co diesmal tatsächlich wenigstens halbwegs auf dem aktuellen Niveau behaupten können. Selbst bei einer fortgesetzten Gegenbewegung wäre es aber noch ein weiter Weg, um die mittelfristigen Abwärtstrends zu überwinden. DER AKTIONÄR rät dazu, höchstens in Einzelfällen (siehe Heft und Plus-Artikel online) und lediglich mit geringer Gewichtung in China-Aktien zu investieren.
Der Handel mit Anteilen chinesischer Unternehmen ist mit erheblichen politischen und rechtlichen Unsicherheiten verbunden. Für Anleger besteht ein erhöhtes Totalverlustrisiko.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Alibaba.