Autorenstreik, sinkende Abonnement-Zahlen im Streaming-Geschäft und Dauerzoff mit Floridas republikanischem Gouverneur Ron DeSantis: Über einen Mangel an dringend zu bewältigenden Herausforderungen kann sich der Unterhaltungskonzern aktuell nicht beklagen. Immerhin läuft es für Walt Disney in diesem Jahr an der Kinokasse. Hilft das womöglich auch der Aktie wieder auf die Sprünge?
Im Unterschied zu Netflix, dem direkten Konkurrenten im Streaming-Geschäft, performen die Papiere von Walt Disney derzeit grottenschlecht. Während Netflix gegenüber seinem im Mai letzten Jahres markierten Bärenmarkttief sagenhafte 158 Prozent zulegen konnte, schauen Investoren beim House of the Mouse in die Röhre. Gerade mal neun Prozent hat sich Walt Disney gegenüber dem bei 84,07 Dollar markierten Tief erholen können.
Zwar lag der gegenüber dem 52-Wochen-Tief maximal mögliche Gewinn mit knapp 41 Prozent deutlich über der Performance des Gesamtmarktes, aber auch das liegt erstens weit hinter der von Netflix erzielten Performance und zweitens sind diese Gewinne aufgrund der vielen Herausforderungen, vor denen Walt Disney aktuell steht, bereits wieder Geschichte.
Dass es für die Aktie angesichts der anhaltend schlechten Nachrichten nicht noch härter gekommen ist, dürfte vor allem zwei Umständen zu verdanken sein. Erstens brummt das Freizeitgeschäft unverändert. Im letzten Quartalsbericht wies die Freizeitsparte bei Umsätzen von 7,8 Mrd. Dollar einen operativen Gewinn von 2,2 Mrd. Dollar aus und zweitens zeichnet sich im Kinogeschäft zunehmend eine Erholung auf Vorkrisenniveaus ab, insbesondere in den USA. Wenngleich Walt Disney hier zunehmend in der Kritik steht, Filme an den Bedürfnissen der Fans (insbesondere des Marvel-Universums) vorbei zu produzieren, können sich die Einspielergebnisse in diesem Jahr veröffentlichter Filme mehr als sehen lassen:
Mit den beiden Marvel-Filmen Guardians of the Galaxy 3 und Ant-Man and the Wasp: Quantum Mania ist Disney gleich zweimal in den Top 5 vertreten, mit der Realverfilmung des Klassikers Arielle, die Meerjungfrau hat das Filmstudio ebenfalls einen Achtungserfolg erzielt, vor allem vor dem Hintergrund, dass The Little Mermaid erst seit drei Wochen in den Kinos zu sehen ist. Einen weiteren Erfolg kann der vor zwei Wochen gestartete Film The Boogeyman vorweisen. Mit einem weltweiten Einspielergebnis von aktuell 39 Mio. Dollar ist die Verfilmung einer Stephen-King-Vorlage eine der erfolgreichsten Neuerscheinungen der vergangenen Tage.
Wenngleich Platz 1 der in diesem Jahr erfolgreichsten Filme hartnäckig von Universals Super Mario Bros. verteidigt wird, braucht sich Walt Disney mit seinen Einspielergebnissen also nicht zu verstecken!
Ob die anhaltenden Kinoerfolge tatsächlich zu einer Trendwende führen können, muss allerdings bezweifelt werden. Der Fokus im Unterhaltungsgeschäft liegt aktuell ganz klar auf dem Streaming und hier insbesondere auf den User-Zahlen. Die dramatische Underperformance von Paramount, Warner Bros. und Walt Disney gegenüber Platzhirsch Netflix beweist das. Solange alleine das Streaming-Geschäft im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit von Investoren bleibt, dürften die Papiere auch von Walt Disney daher nur etwas für hartgesottene Antizykliker sein.
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Walt Disney.