Nach der aufsehenerregenden Rally von Tech-Werten wie Apple, Nvidia und Tesla im ersten Halbjahr spekulieren Anleger zunehmend auf die möglichen Gewinner des zweiten Halbjahres - und setzen dabei vor allem auf Aktien, die vor einem Turnaround stehen und eine ähnliche Aufholjagd auf das Parkett zaubern könnten. Ganz vorne mit dabei ist PayPal, aber auch die Papiere von Walt Disney erhalten diesbezüglich immer mehr Aufmerksamkeit.
Angelockt von einer vielversprechenden Bodenbildung und guten Nachrichten wie des Verkaufs eines Schuldenpaketes an einen Finanzinvestor und damit verbunden die Ausweitung seines Buyback-Programms strömten viele Anleger zuletzt in die Papiere von PayPal. Angesichts der günstigen Bewertung wird hier auf eine Aufholjagd gegenüber anderen populären Technologieaktien gewettet.
Nach PayPal jetzt Walt Disney?
Guten Nachrichten unverdächtig ist in den vergangenen Wochen dagegen Walt Disney gewesen: Teils um Jahre verschobene Kinostarts, die Abgänge von zwei Vorständen und jetzt noch der enttäuschend verlaufende Kinostart des neuen Pixar-Films Elemental (bei Produktionskosten von 200 Mio. Dollar wurden weltweit bislang nur 128 Mio. Dollar eingespielt) sind kaum Garanten für positive Aufmerksamkeit und schon gar nicht für Zuversicht.
Dessen ungeachtet wird Walt Disney ebenfalls immer häufiger als möglicher Kandidat für eine Aufholjagd genannt. Vor allem in reichweitenstarken Anlegerforen mit teils mehreren Millionen Usern (darunter auch aber nicht nur der berüchtigte Subreddit WallStreetBets) und auf Social-Investing-Plattformen ist der Name der Aktie in den vergangenen Tagen zunehmend oft gefallen. Tatsächlich lässt sich am Optionsoptionsmarkt bereits seit einigen Tagen ein weit überdurchschnittliches Interesse vor allem auf der Call-Seite feststellen. Hier lassen Anleger ihren Worten also Taten folgen.
Einige Gemeinsamkeiten
Tatsächlich weist Walt Disney einige Gemeinsamkeiten mit PayPal auf: Beide sind international bekannt, haben Hunderte Millionen Fans bzw. User, blicken in den vergangenen zwei Jahren auf katastrophale Kursentwicklungen zurück, sind moderat bewertet und zeigen in den vergangenen Wochen und Monaten eine deutliche Verlangsamung ihrer Abwärtstrends sowie erste Bodenbildungen. Das macht die Aktien auch für eine technische Trendwende zunehmend interessant.
Die Konkurrenzsituation mit PayPal, wenn es um die Gunst der Anleger geht, könnte für Walt Disney sprechen: Sollte die Trendwende bei PayPal scheitern, wovon aber aktuell aber nicht auszugehen ist, könnten derzeit in den Zahlungsdienstleister investierte Anleger ihr Glück in Walt Disney wagen. Sollte die Trendwende dagegen Erfolg haben, könnte in der Aktie des House of the Mouse erst recht auf einen Folgeeffekt gewettet werden. Eine nicht unbequeme Ausgangslage in höchster Not: Von neuen Tiefs trennen Disney aktuell nur rund fünf Prozent.
Auf der Suche nach Rendite dürften Anleger im zweiten Halbjahr vermehrt Turnaround-Kandidaten in den Blick nehmen. Viel Aufmerksamkeit hat diesbezüglich zuletzt PayPal erhalten, hier stimmte auch der Newsflow. Verstärktes Interesse zeigt sich trotz schwieriger Nachrichtenlage aber auch an Walt Disney, das kommt der um eine Bodenbildung ringenden Aktie gerade recht.
Durch die erhöhte Aufmerksamkeit nicht gelöst werden jedoch die operativen Herausforderungen, vor denen Disney steht. Wirklich gut läuft es aktuell nur im Park-Geschäft, das genügt den Ansprüchen der Wall Street aber kaum, wie der Chart zeigt. Ohne zumindest erste Verbesserungen in den übrigen Geschäftsfeldern bleibt die Aktie daher spekulativ und nur etwas für Antizykliker.