Die TUI befindet sich wohl in der größten Krise ihrer Geschichte. Durch die Corona-Pandemie ist fast das gesamte Geschäft weggebrochen. Ein wenig Hoffnung macht die heutige Außenminister-Konferenz, auf der Heiko Maas mit seinen Kollegen aus beliebten europäischen Urlaubsländern über Grenzöffnungen und Lockerungen der Reisebeschränkungen diskutieren will. Hilft das der Aktie über den heutigen Tag hinaus?
Außenminister Heiko Maas dämpft bereits im Vorfeld die Erwartungen. „Der Urlaub wird dieses Jahr nicht so sein, wie der, den man aus der Vergangenheit kennt“, sagte Maas am heutigen Montag im ZDF-„Morgenmagazin“. Die Corona-Pandemie sei noch nicht überwunden und man müsse Sicherheitsvorkehrungen schaffen für den Fall, dass die Infektionszahlen wieder in die Höhe schnellen. Maas hofft aber, dass der Sommerurlaub im europäischen Ausland möglich sein werde und sich dann auch „wie Urlaub anfühlt“. Außerdem soll die bis zum 14. Juni weltweit geltende Reisewarnung in länderspezifische Reisehinweise umgewandelt werden.
Sommersaison mit Mallorca?
Mit den Ländern, die an der Konferenz teilnehmen, dürfte es zudem schwierig werden, einheitliche Regelungen zu finden. Gerade ein Tourismus-Magnet wie Spanien mit der Lieblings-Destination der Deutschen „Mallorca“ hat der Hoffnung auf eine schnelle Grenzöffnung eine Absage erteilt. „Ich hoffe, dass wir die touristischen Aktivitäten Ende Juni wiederaufnehmen können“, sagte am Montag Spaniens Verkehrsminister Jose Luis Abalos. Seine Bedenken sind nicht von der Hand weisen: Schließlich gehört Spanien mit 27.500 Toten und über 230.000 Infektionen zu den Ländern, die weltweit am schwersten von der Corona-Pandemie betroffen sind.
(Eingeschränkter) Neustart überlebenswichtig
Ob nun mit oder ohne „Malle“ als touristisches Ziel in diesem Jahr: Für TUI ist ein – wenn auch eingeschränkter Neustart – fast schon überlebenswichtig. Das belegen auch jüngste Aussagen von Ex-Vorstandschef Michael Frenzel, der heute Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) ist: „Die Umsätze sind nahe Null, auch wenn das Land wieder hochfährt.“ Dementsprechend hat der weltweit größte Reisekonzern vor Kurzem Quartalszahlen vorgelegt, die tiefrot gewesen sind.
Als Reaktion darauf haben die Hannoveraner ordentlich an der Kostenschraube gedreht. So werden 8.000 Stellen gestrichen, um damit 30 Prozent der Verwaltungskosten einzusparen. Insgesamt (einschließlich Einsparungen bei den Sachkosten) sollen 250 Millionen jährlich weniger auf der Sollseite stehen. Und diese Maßnahme sind trotz Staatshilfen – in Form einer KfW-Kreditlinie in Höhe von 1,8 Milliarden Euro – wegen der monatlich stark schwindenden Liquidität unumgänglich.
TUI macht gerade schwere Zeiten durch. Die Corona-Pandemie wird den Tourismus-Konzern wohl noch solange begleiten, bis ein wirksamer Impfstoff gefunden ist. Deshalb gilt das Prinzip „Hoffnung“, wie der heutige Kurssprung eindrucksvoll zeigt. Eine zumindest partiell stattfindende Sommersaison würde helfen und die größte Not ein wenig lindern. Dennoch: Die Aktie ist aktuell nicht auf der Kaufliste des AKTIONÄR.