Die TUI-Aktie hat am Montag die Sonne gesehen. Ein Kursplus von fast 17 Prozent stand am Ende des gestrigen Handelstages bei „Tradegate“ zu Buche. Spät am Abend teilten der Reisekonzern dann noch mit, dass man defizitäre Unternehmensteile restrukturieren, notfalls sich von ihnen trennen wolle. Bringt das neue Kursfantasie und der Aktie einen weiteren Schub? Analysten bleiben skeptisch.
Die Commerzbank-Analysten haben zwar das Papier von „Halten“ auf „Kaufen“ hochgestuft, aber das Kursziel – zumindest auf den ersten Blick – paradoxerweise von 4,75 Euro auf 4,50 Euro gesenkt. Der Touristik-Konzern springe angesichts der angekündigten Lockerungen bei den Reisebeschränkungen von der Rasierklinge. Auch wenn die Barmittel dank der „Sommer-Saison-Perspektive“ nun ausreichen könnten, sei ein Investment dennoch „mit Risiken“ verbunden, begründen die Experten. Zudem werde der weltweit größte Reiseveranstalter um Kapitalmaßnahmen wohl nicht umhinkommen.
Während sich die Commerzbank noch differenziert zu TUI äußert, ist das Votum der US-Investmentbank Goldman Sachs eindeutig: Der Daumen für die TUI-Aktie wurde in einer neuen Studie gesenkt. Statt 6,10 Euro sieht die Bank das Kursziel nur noch bei 1,70 Euro. Folgerichtig wurde die Verkaufsempfehlung bestätigt. Zudem wurde die Gewinnerwartungen reduziert, da „die Geschäfte bis zum dritten Quartal fast still ständen“. Darüber hinaus steigen die Schulden bei dem Reisekonzern.
Auch für den AKTIONÄR bleibt die TUI-Aktie allenfalls eine Wette auf die Sommersaison 2020 – und natürlich auch auf eine Zukunft, in der das Corona-Virus eine weniger belastende Rolle spielen wird. Auch wenn sich die Hannoveraner für einen abgeschwächten Neustart ab Juli rüsten – die Risiken des Papiers überwiegen eindeutig dessen Chancen. Zudem hat der gestrige Kursanstieg einiges an „Sommer 2020-Fantasie“ eingepreist.