Mit Gewalt will Tencent in die westlichen Märkte. Deswegen kaufen die Chinesen mehrere europäische Spieleentwickler mit auffällig brutalen Spielen im Portfolio. Zuletzt wollte sich der Konzern für 260 Millionen Dollar eine Mehrheitsbeteiligung bei Bohemia Interactive aus Tschechien sichern. Die Aktie erholt sich und gewinnt gestern im US-Handel zwei Prozent.
Mit der Beteiligung bei den Tschechen hätte Tencent Zugriff auf Spiele, die so in China nicht veröffentlicht werden dürfen bekommen. DayZ und ArmA sind blutige Games, die teils auch Drogen wie Cannabis thematisieren. Allerdings hat Bohemia die Übernahme dementiert. Zuvor hat der Tech-Riese jedoch schon für 201 Millionen Dollar Funcom aus Finnland übernommen – mit Spielen aus dem Conan-der-Barbar-Universum.
Sogar in eine deutsche Videospielschmiede investiert Tencent. Der Konzern besitzt eine Minderheitsbeteiligung beim Berliner Entwicklerstudio Yager. Durch diese Investitionen schließt der Mobile-Game-Primus konsequent seine Angebotslücken bei PC- und Konsolenspielen mit Themen für das westliche Publikum.
Die bei jeder Akquisition lauter werdenden Bedenken, die Chinesen wollten die Spiele zensieren und anderweitig Einfluss ausüben kontert Tencent. Die Chefs der Unternehmen, in die der Konzern investiert, könnten bestätigen, dass sich nicht in die Spiele-Entwicklung oder Geschäftsführung außerhalb Chinas eingemischt wird.
Tencent bleibt nichts Anderes übrig, als in Entwickler im Ausland zu investieren: Der Heimatmarkt ist mit 1,2 Milliarden Kunden gesättigt und SPiele mit westlichen Wertevorstellungen sind den Chinesen oft fremd. Bislang macht das internationale Game-Geschäft auch nur 23 Prozent der Jahresumsätze aus – das sollen in naher Zukunft aber 50 Prozent sein. Über die Zukäufe kann das durchaus gelingen.
Charttechnisch erholt sich die Aktie von Tencent nach einer kurzen Konsolidierung wieder deutlich über der 50-Tage-Linie. Die guten Wachstumsperspektiven im Gaming überwiegen mögliche Negativfolgen eines neuen US-Gesetzes für in den USA gelistete chinesische Unternehmen. Für den AKTIONÄR ist das Papier ein Basis-Investment im chinesischen Tech-Sektor. Tencent ist auch Teil des WANT-Index.
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