Für fast 15 Milliarden Dollar hatte Prosus im April einen Teil seiner Beteiligung an Tencent abgestoßen. Doch die Gesellschaft mit Verbindung zu Naspers hält noch immer knapp 29 Prozent an dem China-Giganten. Nun will Prosus dafür sorgen, dass sich der Wert seiner Tech-Beteiligungen stärker im Aktienkurs widerspiegelt.
An der Börse wird Prosus gerade mit einer Marktkapitalisierung von knapp 140 Milliarden Euro gehandelt. Allein das Tencent-Paket ist schon mehr als 160 Milliarden wert. Alle sonstigen Beteiligungen werden quasi vom Markt negativ bewertet. Diesen Abschlag will Prosus aufholen, indem es mehr Aktien ausgibt und dadurch einen Anteil von 49,5 Prozent an seiner südafrikanischen Medien-Muttergesellschaft Naspers erhält.
Investoren sollen Naspers-Aktien gegen die neuen Prosus-Aktien tauschen. Prosus wird anschließend zudem Aktien im Volumen von bis zu 5 Milliarden Dollar zurückkaufen.
Prosus ist die Tech-Ausgründung von Naspers. Naspers hat einen noch höheren Abschlag als Prosus gegenüber dem Tencent-Paket (zuletzt etwa 25 Prozent gegenüber 15 Prozent). Der soll sich verringern, wenn der Wert von Prosus steigt. Prosus soll steigen, weil es sich Anteile der Muttergesellschaft einverleibt, die mit noch höherem Abschlag als Prosus gehandelt wird. Am Ende würden also sowohl Prosus als auch Naspers profitieren, wenn alles klappt.
Der höhere Abschlag bei Naspers hängt wohl auch mit südafrikanischen Regeln für Fondsbesitz zusammen. Es heißt, dass große Investoren bei einem Kursanstieg im Zweifel verkaufen müssen und so den Preis drücken. Durch die ganze Aktion würde Wert von Südafrika und Naspers nach Europa zu Prosus verschoben werden. Prosus könnte in die Reihe der größten europäischen Unternehmen aufsteigen. Naspers gehören rund 70 Prozent an Prosus.
Prosus und Naspers liegen heute jeweils mehrere Prozent im Plus.
Die Lage mit den Überkreuzbeteiligungen ist zugegebenermaßen etwas kompliziert. Und letztendlich haben es Naspers und Prosus bislang nicht geschafft, den Abschlag zu Tencent aufzuholen. DER AKTIONÄR hat die Aktie auch deswegen aus seinem Depot geschmissen (siehe Ausgabe 16/21). Anleger, die noch dabei sind, können im Zweifel bis zum dritten Quartal warten, um zu sehen, was der neue Plan in der Praxis bringt. Ob der Wertabschlag zu Tencent damit komplett aufgeholt werden kann, wirkt allerdings zweifelhaft. Letztendlich sollte es Naspers und Prosus nicht darum gehen, Milliarden-Werte zu verschieben (und dabei Kosten zu verursachen), sondern endlich den Wert der sonstigen Beteiligungen sichtbar zu machen. Auf den Kurs von Tencent sollten die Änderungen keine Auswirkungen haben.