Vorbei sind die Zeiten, in denen Apple den App-Entwicklern uneingeschränkt vorschreiben konnte, wie sie auf dem Betriebssystem iOS ihre Apps zu vertreiben haben. Denn ab März gilt in der EU der Digital Markets Act. Spotify ist das erste Unternehmen, dass die neuen Freiheiten für sich nutzten will.
Am Mittwoch kündigte der Streamingdienst in einem Blogpost an, ein Update zu fahren, dass es Kunden ermöglicht, direkt mit ihrer Kreditkarte Abonnements oder Audiobooks von Spotify zu kaufen. Ursprünglich wurden diese direkten In-App-Zahlungen von Apple verboten – App-Entwickler mussten im App-Store auf die Zahlungsabwicklung des Tech-Riesens zurückgreifen.
Der Digital Markets Act (DMA) beschränkt ab März jedoch die Macht der sogenannten „Gatekeeper“ – also wirtschaftlich starke Konzerne, die zwischen einer großen Nutzerbasis und Firmen vermittelnd auftreten. Im Fall von Apple heißt das, dass es Drittentwicklern künftig auf dem iOS-Betriebssystem erlauben werden muss, iPhone-Apps auch außerhalb des App Store zu vertreiben und ihren Kunden direkte in der App Rechnungen zu stellen.
Wie Apple diese Gesetzesvorgaben erfüllen will, ist noch unklar. Spotify hat jedoch mit seiner Update-Ankündigung Fakten geschaffen. Das aggressive Vorgehen der Schweden verwundert dabei nicht. Der Musik-Streamer betrieb in Sachen DMA in der EU-Kommission umfangreiche Lobby-Arbeit.
Das Problem für Apple durch das Spotify-Update: Der US-Konzern kann künftig für die direkt abgewickelten In-App-Käufe keine Gebühr mehr erheben. Die Apple-Kommission beträgt dabei bis zu 30 Prozent des Kaufpreises.
Aber keine Panik, es ist unwahrscheinlich, dass dieser Schritt das Services-Geschäft von Apple stark beschneidet. Europa ist ein relativ kleiner Markt und laut Analysten werden hier nur sieben Prozent der weltweiten App-Store-Ausgaben getätigt. Gleichzeitig dürften Nutzergewohnheiten sowie die nahtlose Integration weiterhin den größten Teil der Käufe über Apples Zahlungsabwicklung ablaufen lassen.
Allerdings streiten sich App-Entwickler auch in anderen Ländern mit Apple. Was beispielsweise in den USA dazu geführt hat, dass eine Weiterleitung zu externen Zahlungsmöglichkeiten sowie niedrigere Gebühren nach sich gezogen hatte. Andere Länder dürften folgen. Langfristig stehen also die hohen Services-Margen unter Druck.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Apple, Spotify.
Der Vorstand der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Leon Müller, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Apple.