Die Software AG will den Schwung aus dem Schlussquartal des vergangenen Jahres mitnehmen. Das Wachstum im wichtigen Geschäft mit Software zur Integration von IT-Systemen will der Softwareanbieter verstetigen, um seine Ziele für dieses Jahr und die Mittelfristprognosen zu erreichen. An der Börse reagierte die Aktie auf die Investorenveranstaltung am Dienstag aber kaum.
„Das Digital Business beschleunigte sich im vierten Quartal wieder, und diese Dynamik setzt sich im Jahr 2022 fort“, hieß es vom Konzern. Die Mittelfristziele für 2023 wurden bestätigt – dafür bleibt die Umsetzung der von Vorstandschef Sanjay Brahmawar eingeleiteten Wachstumsoffensive der Schlüssel. Auch die Ende Januar ausgegebene Prognose für das laufende Jahr behielt das Management bei.
Brahmawar war Mitte 2018 bei den Darmstädtern angetreten, um das lange wachstumsschwache Geschäft wieder anzukurbeln. Dazu wurde viel in den Vertrieb investiert und in den Umbau des Geschäftsmodells hin zu Abonnements. „Nach drei Jahren der Transformation sind wir auf dem besten Weg, unsere ehrgeizigen Ziele zu erreichen“, sagte der CEO.
Starkes Wachstum nötig
Für kommendes Jahr steht beim Umsatz die Marke von einer Milliarde Euro im Plan. Dafür muss die Software AG noch kräftig zulegen: Vergangenes Jahr lag der Erlös bei knapp 834 Millionen Euro. Das Wachstum der Digitalsparte, die den Hauptteil des Erlöses beisteuert, hatte sich in der Vergangenheit des Öfteren als schwankungsanfällig erwiesen, im Schlussquartal aber wieder Fahrt aufgenommen.
Nun sieht Brahmawar die Grundlagen für mehr Geschäft gelegt: Mit dem Integrationssoftwarepaket Webmethods und der Software Cumulocity zur Vernetzung von Maschinendaten (IoT), aber auch beim Geschäftsprozessanalyse-Paket Aris, bei dem das Unternehmen mit deutschen Branchengrößen wie Celonis oder der SAP -Tochter Signavio konkurriert. Produktvorstand Stefan Sigg sagte, die Software AG gewinne nicht nur immer öfter im Wettbewerb gegen die direkte Konkurrenz, sondern komme auch viel öfter überhaupt zur Möglichkeit, an relevanten Ausschreibungen bei den Kunden teilzunehmen.
Fokus auf den Vertrieb
Mit dem Schwenk weg von der früher im Wesentlichen als Lizenzpaket verkauften Software hin zu Abonnements muss der Konzern auch mehr Fokus auf die Zufriedenheit der bestehenden Kunden legen. Daher hat die Software AG mittlerweile im erweiterten Spitzenmanagement – unterhalb des Vorstands – mit Scott Little und Benno Quade zwei Vertriebschefs, die sich um Kundengewinnung und den Ausbau der Beziehungen kümmern. Der Ausbau der Vertriebsmannschaft insgesamt war ein Kernelement der Strategie von Brahmawar.
Keine "transformativen" Deals
Punktuelle Zukäufe in Wachstumsbereichen bleiben derweil Thema für die Darmstädter. Allerdings werde das Unternehmen weiter keine „transformativen“ Deals in Angriff nehmen, sagte Brahmawar, der Fokus liegt also eher auf möglichen kleineren Übernahmen. Zuletzt war der auf Technologiefirmen spezialisierte US-Finanzinvestor Silver Lake mit 344 Millionen Euro bei dem Unternehmen über Wandelschuldverschreibungen eingestiegen, die für rund zehn Prozent des Gesamtkapitals stehen. Ein zuvor spekulierter Verkauf des Konzerns war damit vom Tisch. Silver Lake soll Software AG in der Branche auch Türen öffnen und so für Wachstumsgelegenheiten sorgen.
Der tiefgreifende Umbau der Software AG geht weiter. Das Unternehmen muss nun Ergebnisse liefern, um das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen. Erst dann sind auch nachhaltig höhere Kurse zu erwarten.
Mit Material von dpa-AFX