Bereits am Dienstag konnte sich die Siemens-Aktie in den dreistelligen Kursbereich zurückkämpfen. Nachdem die Papiere zwischenzeitlich unter Druck geraten waren und Konzernchef Joe Kaeser den US-Präsidenten Donald Trump via Twitter ungewöhnlich hart attackierte, dürften nun die anstehenden Quartalszahlen und eine neue Roadmap wieder in den Fokus der Anleger rücken.
Über den Kurznachrichtendienstes Twitter äußerte sich Joe Kaeser zuletzt des Öfteren zu politischen Ereignissen. Doch seine jüngsten Aussagen über den US-Präsidenten Donald Trump könnten negative Folgen für Siemens haben. Schließlich erwirtschaftet der Konzern rund 20 Prozent des Umsatzes in den USA.
Das Rücknahme-Risiko besteht wohl nicht. Aber es bedrückt mich, dass das wichtigste pol. Amt der Welt das Gesicht von Rassismus und Ausgrenzung wird. Ich habe viele Jahre in USA gelebt und Freiheit, Toleranz und Offenheit erfahren, wie nie zuvor. Das war „America Great at work“!!
— Joe Kaeser (@JoeKaeser) 20. Juli 2019
Viel entscheidender für den Aktienkurs als Kaesers Social-Media-Auftritt sind jedoch die anstehenden Quartalszahlen und eine neue Roadmap für die Modernisierung des nigerianischen Stromnetzes. Sollte Siemens die Erwartungen der Analysten am 1. August übertreffen können, dürfte dies den Aktienkurs stützen.
Zudem winken weitere Milliardenaufträge aus Afrika. Kürzlich gab der Konzern zusammen mit der nigerianischen Regierung die Unterzeichnung einer Absichtserklärung zur Umsetzung der Roadmap bekannt.
Diese sieht vor, das marode Stromnetz in drei Phasen von aktuell 3.400 MW auf 25.000 MW auszubauen. In der 1. Phase soll das Stromnetz dabei stabilisiert und auf einen konstanten Stromfluss von 7.000 MW ausgebaut werden, bevor in der 2. Phase die Kapazität auf 11.000 MW gesteigert und letztlich in der 3. Phase auf über 25.000 MW angehoben werden soll.
Auftragsvergabe steht noch aus
Wie viel Geld die Aufträge Siemens letztlich einbringen, ist derzeit allerdings ungewiss. Bis jetzt ist lediglich ein Plan zur Umsetzung der Roadmap erarbeitet worden, die Auftragsvergabe erfolgt erst im nächsten Schritt. Bei anderen Projekten dieser Art, beispielsweise im Irak, lag zwischen dem Beschluss zur Umsetzung der Roadmap und der Auftragsvergabe rund ein halbes Jahr.
Die Unsicherheit vor den Quartalszahlen ist aufgrund des Handelsstreits und der Konjunktursorgen weiter groß. Ebenso ist es ungewiss, wie groß die Aufträge aus Nigeria letztlich ausfallen werden. Auch das Chartbild sendet weiterhin keine klaren Handelssignale, Neueinsteiger warten daher ab. Wer investiert ist, kann mit Stopp bei 86,00 Euro dabeibleiben.