"Never change a winning team" lautet ein englisches Sprichwort. Für SAP gilt das nicht – im Oktober 2019 ging völlig überraschend der langjährige CEO Bill McDermott. Und als ob das nicht genug wäre, startet das neue Führungsduo – Jennifer Morgan und Christian Klein – gleich mit einer umfassenden personellen Neuorganisation des Managements. Ob das der SAP-Aktie gut tut?
Wie die SAP-Chefs mitteilten, haben bereits mehrere leitende Angestellte das Unternehmen verlassen, darunter auch der ehemalige Leiter der Marketing- und Kommunikationsabteilung Nick Tzitzon und der Chief Transformation Officer Deepak Krishnamurthy. Weitere sollen laut Klein und Morgan folgen.
Dazu kommt die bereits von McDermott beschlossene Umstrukturierung der Belegschaft. Eine Vielzahl von älteren Angestellten soll im Rahmen eines Vorruhestandprogramms oder mit Hilfe großzügiger Abfindungsangebote verabschiedet werden.
Das Unternehmen will sich in Zukunft noch mehr auf die Bereiche mit hohem Wachstumspotential wie Cloud Computing, Künstliche Intelligenz oder Blockchain fokussieren. Die neuen Mitarbeiter sollen Qualifikationen aus diesen strategisch wichtigen Wachstumsfeldern mitbringen.
Die Einspar- und Umstrukturierungsmaßnahmen betreffen auch Marketing und Vertrieb. So sollen die bisher weitgehend unabhängig agierenden Tochterfirmen noch stärker in den globalen Vertrieb von SAP eingegliedert werden. Morgan und Klein sprechen von der Schaffung einheitlicher Kunden- und Mitarbeitererfahrung.
Mit diesem Umbauprogramm kommen die SAP-Chefs der Forderung des Marktes zur nachhaltigen Steigerung der Profitabilität nach. Schließlich soll ein großer Teil der gesteigerten Erlöse über Aktienrückkäufe und Dividenden an die Anteilseigner ausgeschüttet werden.
Beim Großteil der Analysten kommen die Maßnahmen gut an. So hat die US-Bank JPMorgan die Einstufung für SAP vor den nächsten Quartalszahlen auf „Overweight“ mit einem Kursziel von 135 Euro belassen. Laut der Analystin Stacy Pollard, dürfte der DAX-Konzern 2019 seinen Umsatz um neun Prozent und die operative Marge um 0,7 Prozentpunkte gesteigert haben.
Fundamentale Entwicklung und Peer Group Vergleich
Fundamental steht das Unternehmen nach wie vor gut da. Im dritten Quartal 2019 konnte eine Steigerung des Umsatzes um 13 Prozent verbucht werden. Auch der Gewinn stieg um beachtliche 30 Prozent. Nicht zuletzt soll das vierte Quartal 2019 erwartungsgemäß stark ausfallen.
Im Peer Group Vergleich kommt SAP mit einem 20er-KGV von 22 und einem 20er-KUV von fünf auf eine vergleichsweise günstige Bewertung. Allerdings dürften die Wettbewerber Salesforce und Workday gemessen am erwarteten Umsatz deutlich stärker wachsen.
KGV (2020) | KUV (2020) | EPS Wachstum (2020) | Umsatzwachstum (2020) | |
---|---|---|---|---|
SAP | 22 | 5 | 11 % | 8 % |
Salesforce | 63 | 10 | 11 % | 28 % |
Workday | 102 | 12 | 39 % | 28 % |
Die SAP-Aktie befindet sich im langfristigen Aufwärtstrend. Kurzfristig scheint sich jedoch eine Widerstandszone bei 125 Euro gebildet zu haben, welche für einen nachhaltigen Ausbruch überwunden werden muss.
Das Walldorfer Softwarehaus befindet sich mitten im Umbau und muss zeigen, dass die beschlossenen Maßnahmen erfolgreich sind. Der investierte Anleger bleibt weiterhin dabei. Der Anleger an der Seitenlinie wartet für den Einstieg die weitere Entwicklung des Softwarekonzerns ab.