Europas größter Softwarehersteller SAP hat heute seine endgültigen Geschäftsergebnisse zum abgelaufenen vierten Quartal präsentiert. Obwohl die Zahlen weitgehend den bereits bekannten vorläufigen Eckdaten entsprachen, verliert die Aktie im frühen Donnerstagshandel über sieben Prozent und erreicht ein neues Tief seit April. Grund für den Abverkauf dürfte der aktualisierte Ausblick der Walldorfer und erste Analystenstimmen sein.
So bemängelte Jefferies-Analyst Charles Brennan in einer am Donnerstag vorliegenden Studie das Fehlen eines Ausblicks für die freien Barmittel (Free Cashflow) im Jahr 2025. Das werde der Markt erst einmal verdauen müssen, trotz des grundsätzlich attraktiven Übergangs des Software-Entwicklers zu Cloud-basierten Angeboten.
Für das Geschäftsjahr 2022 stellen die Walldorfer einen Free Cashflow von 4,5 Milliarden Dollar in Aussicht. Das liegt nicht nur unter dem Vorjahreswert (5,01 Milliarden Euro) sondern auch unter den Markterwartungen. Dies monierte auch der Goldman-Sachs-Experte Mohammed Moawalla nach den Zahlen. Genau wie Charles Brennan von Jefferies und auch Stacy Pollard von JPMorgan lobte er aber die weiterhin starke Wachstumsdynamik im wichtigen Cloud-Geschäft.
Geplante Übernahme
Ein weiteres Highlight des heutigen Quartalsberichts war die angekündigte Übernahme des US-amerikanischen Fintechs Taulia. SAP will sein Geschäft im Finanzbereich mit einer Übernahme in den USA ausbauen. Mit dem Erwerb der Kontrollmehrheit an dem auf das Management des Nettoumlaufvermögens (Working Capital) spezialisierten US-Fintech Taulia soll den SAP-Kunden ein besserer Zugang zu Liquidität ermöglicht werden, wie der Dax-Konzern am Donnerstag in Walldorf mitteilte. Taulia biete Lösungen, mit den Lieferanten sehr schnell bezahlt werden und trage damit dazu bei, Lieferketten widerstandsfähiger zu machen.
Finanzielle Details der geplanten Transaktion nannte SAP nicht. Konzernvorstand Christian Klein sagte lediglich, dass der Preis unter einer Milliarde Euro liegt. Taulia mit Sitz in San Francisco beschäftigt derzeit rund 350 Mitarbeiter. SAP kam Ende vergangenen Jahres auf etwas mehr als 107.000 Beschäftigte. SAP bestätigte zudem die vor kurzem veröffentlichten Ergebnisse für das vergangene Jahr sowie die Prognosen für 2022 und 2025.
DER AKTIONÄR bewertet die Geschäftszahlen und den Cloud-Ausblick von SAP positiv. Das Unternehmen befindet sich auf dem besten Weg, seine mittelfristigen Cloud-Ziele zu erreichen. Die Übernahme von Taulia wäre ein strategisch sinnvoller Zukauf. Die Walldorfer würden damit ihr US-Geschäft ausbauen und ihren Kunden einen besseren Zugang zu externen Finanzierungsquellen ermöglichen.
Aktuell machen sich jedoch die Marktteilnehmer wegen der Profitabilität des Unternehmens Sorgen. Vor allem der fehlende mittelfristige Free-Cashflow-Ausblick sorgt auch angesichts der steigenden Zinsen im wichtigen US-Markt für Unsicherheiten. Anleger bleiben dabei, beachten jedoch den Stopp bei 95,00 Euro.
(Mit Material von dpa-AFX)