Am morgigen Mittwoch wird SAP seine Zahlen für das abgelaufene zweite Quartal vorlegen. Im Fokus der Anleger wird dabei erneut die Entwicklung der Cloud- und Lizenzerlöse, sowie die operative Marge liegen. Die Erwartungen sind dabei angesichts der laufenden Investitionen niedrig – was aber für positive Überraschungen sorgen könnte.
Der neue Konzernchef Christian Klein will zeigen, dass er mit dem nochmals verschärften Fokus auf Cloudsoftware die richtige Entscheidung getroffen hat. Das bedeutet für die Anleger nach der kassierten Mittelfristprognose aus dem vergangenen Herbst erst einmal, dass eine spürbare Steigerung der viel beachteten operativen Marge noch mindestens bis übernächstes Jahr warten muss: Denn vorerst will SAP massiv in Technik und Marketing investieren.
Das kostet Geld, auch weil Cloudverträge wegen der geringeren Abo-Zahlungen erst nach einigen Jahren bei Umsatz und Gewinn mit Lizenzverkäufen gleichziehen. Dieses Jahr geht SAP beim bereinigten EBIT von einem Rückgang zwischen einem und sechs Prozent aus, während die Cloud- und Softwareerlöse um ein bis zwei Prozent zulegen sollen.
Das Zünglein an der Waage könnte im Zwischenbericht zum zweiten Quartal daher erneut die Sparte mit der Lizenzsoftware sein, die in der Corona-Krise wechselhaft abschneidet. Vor Ort installierte Software liefert wegen der hohen Einmalpreise hohe Margen – ein etwas besseres Abschneiden kann schon spürbare Auswirkungen haben.
Das erwarten die Analysten
Die Analysten setzen für das zweite Quartal ihre Erwartungen nicht allzu hoch an. Zwar sollen die Clouderlöse um rund zwölf Prozent auf 2,29 Milliarden Euro steigen. Bei den Lizenzen dürfte es aber mit einem Rückgang von rund 20 Prozent auf 622 Millionen Euro weniger rosig aussehen.
Dies würde wegen des schrumpfenden, aber lukrativen Lizenzgeschäfts auch auf die operative Marge durchschlagen: Die Analysten erwarten 28,2 Prozent und damit knapp einen Prozentpunkt weniger als ein Jahr zuvor. Das bereinigte operative Ergebnis würde demnach rund 1,87 Milliarden Euro erreichen, fünf Prozent weniger als vor einem Jahr.
Mit deutlich besseren Ergebnissen rechnet Baader-Bank-Analyst Knut Woller. Vor allem in den vergangenen Quartalen habe SAP die Erwartungen geschlagen, weil die Lizenzverkäufe besser als erwartet ausfielen. Das könne angesichts niedriger Erwartungen auch diesmal wieder der Fall sein. Im Vergleich zum Vorquartal sollte zudem das Cloudgeschäft einen Zahn zulegen.
Insgesamt empfehlen neun der 13 Analysten, die nach den vergangenen Q-Zahlen die SAP-Aktie coverten, das Papier zum Kauf. Vier Analysten haben eine neutrale Einstufung; keiner eine Verkaufsempfehlung. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 134 Euro und damit rund neun Prozent über dem aktuellen Niveau.
Bis zum Rekordhoch aus dem vergangenen September bei über 143 Euro ist damit noch viel Luft nach oben. Anleger sollten bei der SAP-Aktie dabeibleiben und die Gewinne laufen lassen.
Mit Material von dpaAFX.