Immer wieder verabreden sich meist jüngere Spekulanten in Foren wie Reddit und WallStreetBets und versuchen, gezielt einzelne Aktien nach oben zu treiben. Für Furore sorgten die Vorkommnisse Ende Januar, als die GameStop-Aktie gegen große Hedgefonds nach oben katapultiert wurde. Später folgten unter anderem Meme-Aktien wie AMC oder auch die deutsche Windeln.de. Nun scheint RealTech an der Reihe zu sein.
In verschiedenen Foren konnte man am Wochenende lesen: "WallStreetBets Anhänger kaufen RealTech". Wieder soll ein deutscher Wert vor den Chinesen "gerettet" werden. Im Juni hatte man die Aktie des deutschen Online-Baby-Artikel-Versenders Windeln.de zeitweise von 0,70 Euro auf über 5 Euro nach oben getrieben. Am Montag-Nachmittag kostet eine Windeln-Aktie wieder 1,76 Euro.
Seit der vergangenen Woche steht der kleine IT-Dienstleister RealTech aus Walldorf im Fokus. Man wolle ihn vor dem Zugriff chinesischer Hedgefonds retten, heißt es unter den Zockern. Die Marktkapitalisierung solle so weit erhöht werden, dass es für ausländische Firmen nicht mehr lukrativ ist, deutsche Unternehmen aufzukaufen oder auf fallende Kurse zu setzen.
Am Wochenende hieß es zum Beispiel bei Reddit: "RealTech!! Ein Ziel ein Weg mit allen Großen Reddit Gruppen!! Gegen die chinesische Übernahme!! Wir müssen jetzt beweisen, dass wir Deutschen zusammen halten können!!" Man wolle "RealTech explodieren sehen".
Tatsächlich springt der Micro-Wert am Montag zeitweise um rund 50 Prozent auf 4,50 Euro. Zuletzt kommt die Notierung wieder auf unter 4,20 Euro zurück.
Bis die Marktkapitalisierung von RealTech in Regionen getrieben wird, die für Chinesen "zu teuer" sind, dürfte es noch dauern. Mit dem jüngsten Kurssprung ist das kleine Unternehmen (Jahresumsatz 2020: 9,3 Millionen Euro) gerade mal 22 Millionen Euro wert.
Die Kurssteigerungen in dem marktengen Wert - insgesamt sind nur etwa 2,7 Millionen Aktien im Streubesitz - haben keinen fundamentalen Hintergrund. Das Beispiel Windeln.de zeigt, dass es genauso schnell auch wieder abwärts gehen kann, wenn die Kauflust abebbt oder die Spekulanten Gewinne mitnehmen.
DER AKTIONÄR rät Anlegern, die sich nicht die Finger verbrennen wollen, dem Treiben lieber von der Seitenlinie aus zuzuschauen. Und wer nicht hören will, sollte seine Orders unbedingt eng limitieren.