Krypto-Interessierte wissen: Die Anzahl aller Bitcoins ist per Algorithmus auf 21 Millionen Einheiten gedeckelt. Fast 18,2 Millionen Coins wurden bereits gemint. Aktuelle Daten belegen nun allerdings, dass nur ein Bruchteil davon auch aktiv genutzt wird.
10,7 Millionen aller bislang produzierten Bitcoins – also fast 60 Prozent – wurden seit mindestens einem Jahr nicht mehr bewegt. Das entspricht dem höchsten Stand an inakativen Coins seit Anfang 2017, meldet das Branchenportal coindesk.com und beruft sich dabei auf Daten von Digital Asset Data.
Ein Teil davon ist unwiederbringlich im Äther verloren und kann daher nicht mehr bewegt werden. Für viele Investoren ist es jedoch eine bewusste Entscheidung, die Bitcoins sicher aufzubewahren und damit auf die langfristige Kursentwicklung zu spekulieren. In der Vergangenheit hat sich das in aller Regel ausgezahlt: Auf Sicht von einem Jahr hat sich der Bitcoin-Kurs etwa verdoppelt, auf Sicht von drei Jahren mehr als verachtfacht und seit fünf Jahren sogar ver-28-facht.
Die Grüne: „Halving“ und hohe Verluste
Einer der Gründe für das exzessive „Hodln“ dürfte das bevorstehende dritte „Halving“ sein, das voraussichtlich im Mai 2020 stattfinden wird. Die per Algorithmus festgelegte Halbierung der Belohnung für die Miner ging in der Vergangenheit mit massiven Preisanstiegen beim Bitcoin einher: Beim ersten „Halving“ 2012 waren es nach Daten von Bloomberg mehr als 8.000 Prozent, nach dem zweiten im Jahr 2016 ging es innerhalb von eineinhalb Jahren um über 2.000 Prozent bergauf.
Hinzu kommt aber auch: Viele Bitcoin-Investoren, die während der Rekord-Rallye 2017 nahe dem Allzeithoch im Bereich von 20.000 Dollar eingestiegen sind, sitzen bei aktuellen Kursen von rund 8.000 Dollar auf empfindlichen Verlusten. Angesichts der historischen Performance des Bitcoins dürften sie auf diesem Niveau nur im äußersten Notfall zum Verkauf bereit sein.
Welche Rolle spielt der Iran?
Auf mittlere Sicht sorgt also das „Halving“ für Kursphantasie beim Bitcoin – auch wenn Skeptiker anmerken, dass ein derart vorhersehbares Ereignis längst im Kurs eingepreist sein müsste. Kurzfristig scheinen sich in den letzten Tagen die Spannungen zwischen den USA und dem Iran auf den Bitcoin-Preis ausgewirkt zu haben. Nach der Tötung des iranischen Generals Soleimani durch die USA am 3. Januar ging es in der Spitze um fast 20 Prozent nach oben.
Für einige Beobachter ist der Fall klar: Die Angst vor einer Zuspitzung der geopolitischen Konflikte im Nahen Osten steigert die Nachfrage nach „sicheren Häfen“ wie Gold, Silber oder eben Bitcoin. Dass der Bitcoin-Preis wieder merklich gesunken ist, seit die Streithähne wieder etwas moderatere Töne anschlagen, scheint die These zu bestätigen. Es gibt allerdings auch Zweifel an der Geschichte vom Bitcoin als Fluchtwährung in Krisenzeiten (DER AKTIONÄR berichtete).
Doch kein Ausbruch im Chart
Mit Blick auf den Chart hat sich die Lage durch die jüngsten Kursgewinne etwas aufgehellt. Nachdem der Kurs am Mittwoch noch an der Marke von 8.400 Dollar kratze, fiel er anschließend wieder deutlich unter die 8.000er-Marke zurück. Damit befindet er sich nun wieder im mittelfristigen Abwärtstrend.
Wer bereits langfristig investiert ist, lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen und kann weiterhin „hodln“. Für (Nach-) Käufe sollte nach dem Fehlsignal in dieser Woche eine nachhaltige Richtungsentscheidung im Chart abgewartet werden.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die durch die durch die Publikation resultierende Kursentwicklung profitieren: Bitcoin.
Autor Nikolas Kessler hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Bitcoin.