Bisher musste sich Netflix an der „Inhaltsfront" keine größeren Gedanken machen – aber das wird sich bald ändern. Apple will seinen Streaming-Service Apple TV+ laut eines Berichts bei Bloomberg auch mit älteren Produktionen bestücken. Das ist ein Strategiewechsel und verschärft den Kampf um beliebte Lizenzen.
Apple hat bereits erste Lizenzen älterer Serien und Filme gekauft, so mit der Sache vertraute Personen. Eigentlich setzt der Konzern seit dem Start von Apple TV+ im November 2019 ausschließlich auf Eigenproduktionen. Bisher hat der Service 30 exklusive Titel im Katalog, aber beliebte Hit-Serien sind nicht darunter. Beispielsweise hat sich Netflix jüngst „Seinfeld“ gesichert und HBO Max hat sich exklusiv die Kult-Sitcom „Friends“ eingekauft.
Jetzt steigt Apple im Kampf um die besten Inhalte mit in den Ring und könnte mit seiner Finanzkraft demnächst Netflix die ein oder andere Serienperle vor der Nase wegkaufen. Dieser Strategiewechsel kommt nicht von ungefähr. Im Februar haben eigenen Angaben zufolge zehn Millionen Menschen Apple TV+ abonniert, aber nur fünf Millionen nutzen ihn aktiv. Das sollen beliebte Fremdinhalte in Zukunft ändern.
Dieses Vorgehen hat sich gerade bei Netflix schon bewährt. Bevor die erste Netflix Original-Serie „House of Cards“ 2013 auf die Plattform kam, wurden die Abonnenten ein Jahr lang mit bekannten Lizenz-Serien und -Filmen bei der Stange gehalten.
Deswegen vernachlässigt Apple seine Eigenproduktionen aber nicht und holt auch hier zum Schlag aus: Stars wie J.J. Abrams, Steven Spielberg und Tom Hanks produzieren Serien für Apple TV+. Der Apfelkonzern könnte Netflix bald also nicht nur Lizenzen, sondern auch immer mehr kreative Köpfe für Projekte abluchsen.
Für Netflix wird es im Wettbewerb um neue Inhalte zukünftig noch schwerer und auch teurer. Das Buhlen um Lizenzen und Hollywood-Stars dürfte durch mehr Mitbieter zunehmend mehr Geld kosten. Dafür muss Netflix allerdings schon jetzt immer tiefer in die Tasche greifen: Jährlich werden im Schnitt 15 Milliarden Dollar für neue Inhalte ausgegeben. Dafür ist die Aktie von Netflix mit einem 2021er KGV von 50 im Vergleich zu Apples Anteilsschein (2021er KGV von 21) extrem teuer bewertet. Zwar konsolidiert das Papier nach dem Erreichen eines neuen Rekordhochs aktuell, aber zum Einstieg rät DER AKTIONÄR auf diesem Niveau nicht.
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Netflix.