Seitdem Netflix damit begonnen hat, seinen Nutzern die Weitergabe von Passwörtern zu erschweren, haben die Abonnenten-Zahlen kräftig zugelegt. Das hat auch die Konkurrenten hellhörig gemacht – und Walt Disney zieht jetzt nach.
Netflix hat in den vergangenen Quartalen wieder kräftig bei den Abonnenten zulegen können. Alleine im vergangenen Jahr kletterte die Zahl der Abonnenten von 230,75 Millionen auf 260,28 Millionen an. Eine deutliche Beschleunigung bei den Zuwächsen, die auch die Netflix-Aktie kräftig nach oben treiben konnte.
Ein entscheidender Grund für die Abo-Zuwächse waren die Maßnahmen, welche der Streaming-Dienst gegen das Teilen von Passwörtern eingeführt hat. Das ist auch den Konkurrenten von Walt Disney aufgefallen, die nach anfänglichen Zuwächsen bei ihrem Streaming-Dienst Disney+ zuletzt mit rückläufigen Abo-Zahlen zu kämpfen hatten.
Bereits seit November testet Disney+ seine Passwort-Sharing-Verbote in Kanada und analysiert hierzu die Accounts der Nutzer. Allerdings handelte es sich hier nur um ein Verbot unter Androhung des Verlustes der Mitgliedschaft und nicht wie bei Netflix um eine technische Schranke. Auch im Rahmen der Analystenkonferenz nach den Q3-Zahlen hatte Disney-CEO Bob Iger bereits angekündigt, dass man aktiv nach Möglichkeiten suche, das Teilen von Accounts zu verhindern.
Zuletzt ging der Konzern einen Schritt weiter: Die Nutzungsbedingungen von Disney+, Hulu und ESPN+ wurden in Nordamerika bereits am 25. Januar angepasst. Es steht dort nun, dass das Unternehmen die Konten der Nutzer analysieren kann, um sicherzustellen, dass sie die Passwort-Sharing-Regeln einhalten. Bei einer Weitergabe außerhalb des eigenen Haushalts droht die Einschränkung oder die Kündigung des Accounts. Ab 14. März sollen die neuen Regeln gelten.
Disney geht damit nicht den gleichen Weg wie Netflix, das gegen eine Zusatzgebühr das Teilen des Passworts erlaubt. Wann Disney die neuen Vertragsbedingungen auch in Europa einführt, ist nicht bekannt.
War vor über einem Jahr die Netflix-Aktie aufgrund des rasanten Aufstiegs von Disney+ unter massiven Druck geraten, ist heute klar, wer die „Streaming Wars“ vorerst für sich entschieden hat. Die Disney-Aktie hat mit der wegfallenden Wachstumsfantasie bei Disney+ einen Kurstreiber verloren – Netflix über das vergangene Jahr rund 55 Prozent zugelegt. Netflix bleibt eine laufende Empfehlung des AKTIONÄR, von Disney halten die Anleger aktuell eher Abstand.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Netflix.
Der Vorstand der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Leon Müller, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Netflix.