Ohne Zweifel profitiert Netflix massiv von den weltweiten Lockdowns. Dadurch nutzen mehr Menschen die App und schließen ein Abonnement ab. Die Aktie kennt momentan fast nur den Weg nach oben. Viel wichtiger als die Zahl der abgeschlossenen Abos, ist bei genauer Betrachtung aber eigentlich ein anderer Faktor.
Es geht um die Zeit, die ein Nutzer auf der Plattform verbringt. Diese Zeit ist die Basis für den monatlichen Preis, den der Streaming-Riese von seinen Nutzern verlangt. Denn je länger ein Kunde auf Netflix verbringt, umso mehr Wert erhält er von dem Service. Nach dieser Logik gestaltet Netflix offenbar seine monatlichen Abopreise.
Verbringen die Nutzer im Schnitt zehn Prozent mehr Zeit auf der Plattform, könnten die Preise um diese zehn Prozent erhöht werden.
Diesen zehnprozentigen Anstieg der auf Netflix verbrachten Zeit, gab es jeweils in den vergangenen drei Jahren. 2019 nutzte ein Zuschauer Netflix im Durchschnitt zwei Stunden pro Tag, nachdem es das Jahr zuvor eine Stunde und 45 Minuten waren. Mitte 2019 wurde der monatliche Preis für das Standard-Abo von 10,99 auf 11,99 Dollar erhöht. Als Folge dieser Erhöhung stieg die operative Gewinnmarge von zehn auf 13 Prozent.
Nun haben die Leute wegen der Quarantäne auf der ganzen Welt viel mehr Zeit für Netflix-Konsum. Am 21. April präsentiert das Unternehmen die Zahlen für das abgelaufene erste Quartal 2020 und dürfte dabei einen Zuwachs bei Abonnenten (erwartet werden weltweit plus sieben Millionen) und Nutzungszeit verkünden.
Das Problem: Um die Profitabilität des immer noch hoch verschuldeten Unternehmens zu steigern, müsste Netflix die Preise erhöhen. Die Zahlen würden das voraussichtlich auch hergeben. Eine Preiserhöhung könnte trotzdem nur schwer durchzusetzen sein. Schließlich gibt es starke Konkurrenz mit Kampfpreisen (Apple TV+ verlangt monatlich 4,99 Euro, Disney+ 6,99 Euro). Mit 167 Millionen Abonnenten ist Netflix noch die Nummer eins im Streaming. Allerdings knackte Disney+ zuletzt die Marke von 50 Millionen zahlenden Nutzer. Bereits 2025 könnte der Konzern laut Analystenschätzungen mehr als 100 Millionen Kunden haben. Wegen dieses Aufholpotenzials und der günstigeren Bewertung favorisiert DER AKTIONÄR die Aktie von Disney.
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Netflix.