Die Aktie von Netflix rauscht nach der Veröffentlichung der Q2-Zahlen gestern Abend steil in die Tiefe. Der Bericht fiel durchwachsen für Netflix aus. Das Streaming-Video-Unternehmen übertraf die Schätzungen für den Nettozuwachs an Abonnenten und den Umsatz, aber der Gewinn pro Aktie fiel geringer aus als erwartet. Die Prognose für das dritte Quartal lag ebenfalls unter den Erwartungen. Die Hoffnungen ruhen nun auf neuen Produkten.
Netflix erlitt heute den stärksten Kursrückgang seit drei Monaten, nachdem der Streaming-Riese einen langsamen Start in das Jahr 2021 hatte und eine enttäuschende Prognose für das letzte Quartal gab, so die Nachrichtenagentur Bloomberg. Die Aktien fielen am Mittwoch in New York um bis zu 4,8 Prozent auf 505,61 Dollar. Das Unternehmen steht vor einer Verlangsamung des Wachstums, nachdem die Pandemie die Mitgliederzahlen im Jahr 2020 in die Höhe schießen ließ. Das Management versuchte den Investoren am Dienstag zu versichern, dass es noch viel Raum für Wachstum gebe.
Wachstum überzeugt nicht
Netflix hat im zweiten Quartal 1,54 Millionen neue Kunden gewonnen. Das war zwar mehr als die 1,12 Millionen, die von Analysten erwartet wurden und Netflix' eigener Schätzung von 1 Million, ist aber weit von dem früheren Wachstum des Unternehmens entfernt. Zusammen mit den Neuzugängen im ersten Quartal hatte Netflix etwa 5,5 Millionen Kunden hinzugewonnen - die schlechteste Leistung seit der ersten Hälfte des Jahres 2013, als der Dienst in weniger als halb so vielen Länder wie aktuell aktiv war.
Rückkehr zur Normalität als Problem
Netflix prognostizierte am Dienstag auch, dass es im dritten Quartal 3,5 Millionen Kunden zusätzlich akquirieren wolle, was aber deutlich unter den 5,86 Millionen, die Analysten prognostiziert hatten, liegen würde. Mit dem Abklingen der Pandemie würden die Kunden in diesem Jahr im Durchschnitt weniger fernsehen als vor einem Jahr, sagte das Unternehmen.
Potenzial ist noch da
Die Führungsspitze von Netflix räumte die schleppende Entwicklung in 2021 ein, versuchte aber, die Aufmerksamkeit auf andere Zahlen und neue Geschäfte zu lenken, die das Wachstum in den kommenden Jahren sicherstellen würden. Die Nutzer von Netflix kündigten eher weniger als vor der Pandemie, und der Stremingdienst habe erst 20 Prozent aller Breitbandhaushalte der Welt als Abonnenten.
Investoren enttäuscht
Die Verlangsamung des Wachstums war schärfer als die meisten Investoren erwartet hatten. Die Aktie ist in den ersten sechs Monaten 2021 um 2,3 Prozent gefallen. Damit war das erste Halbjahr 2021 das schlechteste erste Halbjahr seit 2016. Netflix setzt nun auch auf Videospiele als Lockmittel für potenzielle Kunden. Das Unternehmen wird in den nächsten zwölf Monaten ohne zusätzliche Kosten für die Kunden Games hinzufügen, die ersten Spiele werden für mobile Geräte gedacht sein. Netflix wird Spiele sowohl intern entwickeln als auch Spiele von externen Studios lizenzieren.
Der Q2-Bericht von Netflix fiel ohne Frage eher glanzlos aus. Gerade bei der Q3-Prognose hatte man sich mehr erhofft, die Gaming-Fantasie zündet noch nicht ganz. Langfristig Investierte sollten die Flinte jedoch noch nicht ins Korn werfen. Alle anderen warten ab, bis sich das Chartbild wieder aufhellt.