Es war die Überraschung des Herbstevents von Microsoft: Der Konzern, der erst vor wenigen Jahren die eigenen Windows-Telefone aufgegeben hatte, will wieder in den Mobile-Markt zurückkehren.
Das Gerät mit dem Namen Surface Duo soll sich dabei stark von klassischen Smartphones wie Apples iPhone abheben. Es kommt mit zwei Displays mit je 5,6-Zoll Diagonale, die zu einem großen Bildschirm aufgeklappt werden können. Sie sollen den Eindruck einer einzigen großen Arbeitsfläche vermitteln.
Viele Details des Geräts wurden noch nicht bekannt, da es erst zu Weihnachten 2020 in die Geschäfte kommen soll. Aber schon die Eckdaten lassen aufhorchen. Als Betriebssystem soll Googles Android Verwendung finden, in einer „modifizierten Version“.
Die Entwicklung entbehrt nicht einer gewissen Ironie. In den Anfängen der Smartphone-Ära hatte sich Handy-Weltmarktführer Nokia gegen Googles Android und für Microsofts Windows Phone als Betriebssystem entschieden. Es lief nicht besonders gut, Microsofts Plattform wurde von Android und Apples iPhone-Ökosystem abgehängt. Dann kaufte Microsoft Nokias Handy-Geschäft in einem Versuch, Windows Phone doch noch im Markt zu verankern.
Die Akquisition geriet zu einem finanziellen Desaster in Milliardenhöhe, tausende Mitarbeiter verloren ihres Jobs, das Nokia-Investment wurde mit dem Ausstieg aus dem Smartphone-Markt vollkommen abgeschrieben – und jetzt kommt Microsoft also selber mit einem Android-Telefon zurück. Unter der alten Konzern-Führung von Steve Ballmer wäre es undenkbar gewesen, dass sich der Software-Konzern Microsoft auf Software des Konkurrenten Google stützt.
Weitere Geräte in Planung
Das Duo bekommt zudem noch einen großen Bruder, das Neo, mit zwei aufklappbaren 9-Zoll-Displays sowie dem neuen Windows 10 X, das das Arbeiten mit zwei Bildschirmen optimieren soll. Angekündigt sind zudem kompatible Geräte mit Windows 10 X auch von Herstellern wie Asus, Dell, HP oder Lenovo. Weitgehend im Inneren und ausstattungsmäßig überarbeitet erscheinen auch das Tablet Surface Pro 7 und der Surface Laptop in seiner 3. Generation.
Verlockendes Wachstumsgeschäft
Mit der breit gefächerten Produktpalette demonstriert Microsoft den unbedingten Willen, die Windows-Plattform in der mobilen und Cloud-Welt fest zu verankern und den Markt nicht Apples iPads, dem MacBook Air oder den MacBooks zu überlassen. Im vierten Quartal des abgelaufenen Geschäftsjahres stieg der Umsatz mit Surface-Geräten um 14 Prozent. Genauere Zahlen gibt Microsoft nicht Preis, die Umsätze sind im Geschäftsbereich „More Personal Computing“ versteckt.
Enterprise-Software, Hardware, Gaming – und alles auch aus der Cloud. Microsoft verfügt über ein breit aufgestelltes Geschäftsmodell, das stark wächst und im Gegensatz zu anderen Tech-Riesen weniger Regulierungsrisiken ausgesetzt ist. Anleger bleiben trotz des aktuellen Rücksetzers bei der Microsoft-Aktie dabei, denn der Trend ist intakt.
Mit Material von dpaAFX.