Zu teuer war vielen Microsoft-Anlegern die 26,2 Milliarden Dollar schwere LinkedIn-Übernahme im Juni 2016. Der erste große Deal unter Satya Nadella sorgte nach seiner Ankündigung für einen kräftigen Kursverlust. Über sieben Jahre später dürfte der Markt seine Meinung jedoch geändert haben.
Microsoft zahlte für LinkedIn damals einen Aufschlag von rund 50 Prozent auf die Börsenbewertung des sozialen Netzwerkes. Damals erzielte der Konzern gerade einmal 2,99 Milliarden Dollar an Jahresumsatz und wurde folglich mit einem KUV von 8,8 bewertet.
In den vergangenen Jahren steigerte LinkedIn seinen Umsatz aber weiter – und zwar mit einer durchschnittlich jährlichen Zuwachsrate von 22 Prozent auf jüngst über 15 Milliarden Dollar im vergangenen Geschäftsjahr (bis Ende Juni). Legt man hieran das Übernahme-KUV von damals, würde LinkedIn heute rund 132 Milliarden Dollar wert sein.
Ein KUV von 8,8 für einen Social-Media-Konzern, der sein Geld mit Abonnements und Werbung verdient, scheint aber hoch angesetzt. Doch selbst, wenn man das niedrigere KUV des Konkurrenten Meta als Basis nimmt, kommt man auf einen Unternehmenswert von rund 87 Milliarden Dollar.
Wert dürfte weiter steigen
Spannend wird in Zukunft, wie Microsoft den Wert seiner Tochter durch den Einsatz von KI erhöhen will. Jüngst wurde für LinkedIn ein generatives KI-Tool vorgestellt, das den Kunden dabei hilft, ihre Werbetexte für das Netzwerk zu verfassen.
Attraktiv für die Microsoft-KI sind aber auch die Unmengen an Daten, welche die 930 Millionen Nutzer generieren. LinkedIn könnte KI beispielsweise nutzen, um Arbeitssuchenden und Arbeitgebern dabei zu helfen, Vermittler auszuschalten. Derartige Fortschritte könnten die Bedeutung des Geschäftsbereichs weiter steigern. Im vergangenen Geschäftsjahr machte er bereits über sieben Prozent des Microsoft-Umsatzes aus, während es bei der Übernahme nur etwa zwei Prozent waren.
LinkedIn ist heute mindestens das Dreifache von dem Wert, was Microsoft 2016 auf den Tisch gelegt hat. Nach Corona ist das Wachstum zwar etwas ins Stocken geraten, doch neue KI-Initiativen sowie die angekündigte Expansion des Werbegeschäftes dürften die Umsatzentwicklung wieder antreiben und den Wert weiter steigern. Die LinkedIn-Übernahme war und bleibt ein lukrativer Deal – auch für die Aktionäre von Microsoft.
Mehr zum Wert der einzelnen Microsoft-Segmente und -Töchter lesen Sie in der kommenden Ausgabe von DER AKTIONÄR. Denn in Teil 4 unserer Serie „Die Zerschlagung“ knöpft sich DER AKTIONÄR den Software-Giganten vor.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Aktien von Microsoft befinden sich in einem Real-Depot der Börsenmedien AG.