Die US-Börsen geben heute vor den Zahlen von Microsoft und Alphabet auf breiter Front nach. Gestern hatte bereits Meta nachbörslich über das vergangene Quartal berichtet und war stark abgestraft worden. Im heutigen Handel haben sich die Verluste nur etwas eingegrenzt, Experten halten die den Abverkauf aber teilweise für übertrieben.
Mehr als 15 Prozent hat Meta nachbörslich gestern eingebüßt. Da entspricht einer Marktkapitalisierung von etwa 200 Milliarden Dollar. Für Anleger ist das auf den ersten Blick mehr als verwunderlich, denn das Zahlenwerk war alles andere als schwach. Der Umsatz konnte um 30 Prozent auf Milliarden Dollar zulegen, der Gewinn verdoppelte sich gar im Vergleich zum Vorjahr auf zwölf Milliarden Dollar.
Am Ende war es die Aussicht auf milliardenschwere Investitionen in den Wachstumstreiber Künstliche Intelligenz, welche Anleger verschreckte und die Aktie des Social-Media-Giganten Meta auf Talfahrt geschickt. Die Papiere der Facebook- und Instagram-Mutter erlitten damit einen herben Dämpfer, nachdem sie bislang in diesem Jahr einen starken Lauf hinter sich hatten. Ihr Rekordhoch erreichten sie am 8. April bei etwas über 530 Dollar. Ihr Gewinn in diesem Jahr sank nun auf rund 22 Prozent, was in der Rangfolge des Nasdaq 100 Index immer noch einen Platz weit vorne bedeutet.
Laut dem Kapitalmarktstrategen Jürgen Molnar von Robomarkets schreckten die Visionen von Meta-Chef Mark Zuckerberg die Anleger ab - kurz nachdem am Vortag die Reaktionen auf solche von Tesla -Chef Elon Musk noch euphorisch ankamen. "Der eine will kostengünstigere E-Autos bauen und der andere die Nummer eins in Sachen Künstliche Intelligenz werden. Nur, dass Letzterer die Kosten dafür schon beziffert, während der Autobauer mit Details nicht herausrücken wollte."
Zuckerberg verfolgt den Plan, Meta zur Nummer eins bei Künstlicher Intelligenz zu machen. Dass dazu Milliarden in Rechenpower und die Entwicklung entsprechender KI-Modelle gesteckt werden sollen, veranlasse offensichtlich viele Anleger dazu, ihre Papiere zu verkaufen, meint Experte Molnar. Ob und wann sich diese Kosten rechneten, darauf wollten sie wohl nicht warten.
Vor diesem Hintergrund ging unter, dass Meta gute Resultate für das erste Quartal vorlegte. Der gute Geschäftsauftakt rücke angesichts des angekündigten "mehrjährigen KI-Investitionszyklus" in den Hintergrund, konstatierte Analyst Ingo Wermann von der DZ Bank.
Wermann bewertete die Ausweitung des Angebots an KI-Lösungen positiv, auch wenn dies mit kurz- bis mittelfristigen Belastungen verbunden sei. Langfristig dürften die neuen Angebote seiner Einschätzung nach "zu einer längeren Verweildauer der Nutzer und höheren Werbeeinnahmen, vor allem im Bereich des Business Messaging, führen." Der Experte senkte zwar seine Schätzungen für Meta und damit auch den fairen Wert der Aktie, bekräftigte aber seine Kaufempfehlung.
Getrübt wurde am Donnerstag auch das Stimmungsbild unter den Investoren anderer Internetkonzerne: Meta war den Anlegern hier kein gutes Omen für die Zahlen von Microsoft oder Alphabet, die nach Börsenschluss erwartet werden. Deren Papiere büßten 4,2 respektive 2,9 Prozent ein. Kein ausreichendes Gegengewicht für den Tech-Sektor waren die steigenden Kurse im Chipsektor, wie sie etwa bei der Nvidia -Aktie zu beobachten waren.
Das Thema Künstliche Intelligenz bietet Meta nach wie vor immenses Potenzial. Sofern sich der erste Schock über die höheren Kosten gelegt hat, sollte das auch der Markt erkennen. DER AKTIONÄR hält daher an der Position fest. Investierte Anleger beachten den Stopp bei 360,00 Euro.
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Mit Material von dpa-AFX.