Die Aktie von Intel hat in den vergangenen fünf Handelstagen rund zehn Prozent zugelegt und sich damit erneut gegen den seit über einem Jahr andauernden Abwärtstrend gestemmt. Ein wirklicher Befreiungsschlag, der jetzt das Signal zum Kaufen gibt, ist dies jedoch noch nicht.
Mit dem Überschreiten der 50-Dollar-Marke vergangenen Donnerstag hat das Chip-Papier nicht nur einen horizontalen Widerstand, sondern auch die 100-Tage-Linie hinter sich gelassen. Den Grund für den charttechnischen Ausbruch lieferte die Nachricht, dass Nvidia darüber nachdenke, künftig auf die Foundry-Dienste von Intel zurückzugreifen.
Wenn der wertvollste Chip-Konzern der Welt eine Zusammenarbeit mit seinem direkten Konkurrenten andenkt, ist dies durchaus als ein erster Hinweis auf den potenziellen Erfolg von Intels Foundry-Strategie zu werten. Denn die Nvidia-Überlegungen räumen die Bedenken der Anleger, dass die aktuellen TSMC-Kunden und Intel-Wettbewerber als künftige Geschäftspartner von Anfang an wegfallen, zumindest teilweise aus der Welt.
Es sieht zudem stark danach aus, dass Intel bei seinem Investitionsvorhaben auf die Hilfe der US-Regierung bauen kann. Vergangene Woche war Intel-CEO Pat Gelsinger in einem Senatsausschuss vorstellig und setze sich für den Aufbau einer heimischen Halbleiterfertigung ein. Genauer gesagt, warb er bei den Senatoren um ihre Stimme zu einem Gesetz, das rund 50 Milliarden Dollar an Subventionen für die Halbleiterindustrie vorsieht.
Für einen Durchbruch der 200-Tage-Linie fehlte der Intel-Aktie jedoch zu Recht die Kraft. Denn alleine die im Peergroupvergleich günstigere Bewertung (22er-KGV 17; 22er-KUV 7,3) genügt nicht, um kurzfristig steigende Kurse zu ermöglichen. Die Nvidia-Nachricht sollte hier als Ausnahme-Meldung gesehen werden, die nun eingepreist wurde.
Viel von der Kursentwicklung hängt nun davon ab, wie stark sich die Foundry-Investitionen auf die Marge auswirken und ob Intel seine neuen Kapazitäten auch profitabel anbieten kann. Zudem könnte mittelfristig ein schwächerer Notebook-Markt die operative Entwicklung in den kommenden Quartalen belasten.
Langfrist-Investoren, die aktuell bei Intel investiert sind, bleiben dabei. Wer neu einsteigen will, wartet ab, bis Intel absehbare Erfolge aufweisen kann oder den Sprung über die 200-Tage-Linie geschafft hat.